Wenn man Glück hat und in einem Gebiet wohnt, in dem der Inzidenzwert unter 100 liegt, kann man das Angebot von „Click&Meet“ nutzen. Dabei kann man sich im Internet einen Termin bei beispielsweise einem Möbelhaus oder Kleidungsgeschäft buchen und dann zu diesem Termin dort shoppen. Ein Stück weit „Normalität“, denn im Lockdown hatte alles geschlossen. Nun hat man die Möglichkeit endlich wieder in einem anderen Laden, als Supermarkt oder Amazon, einkaufen zu gehen.
Das wollte ich natürlich auch unbedingt ausprobieren. Wer braucht denn nicht irgendwann neue Jogginghosen und bequeme T-Shirts? Falls ein neuer Lockdown kommt, will man nicht unbedingt noch in der alten verwaschenen Montur rumgammeln. Nein, viel besser ist es doch, in dem neuen Schlabberlook rumzugammeln, den man sich in der Zeit, in der Shoppen möglich war, zugelegt hat.
Ich habe mir also einen Termin bei H&M in einer beliebigen Stadt gebucht (auch fragwürdig, dass Geschäfte in einem Landkreis mit einer Inzidenz unter 100 öffnen dürfen und dann Besucher aus Regionen kommen, welche eine Inzidenz über 100 aufweisen).
Problem an der ganzen Sache ist natürlich, dass man sich nur eine begrenzte Zeit im Geschäft aufhalten darf, das ist natürlich mit Stress verbunden. In meinem Fall waren es 30 Minuten, die ich zum Shoppen Zeit hatte.
Vor dem Geschäft hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet, denn ich war natürlich nicht die einzige, die einen Termin um die Uhrzeit gebucht hatte. Endlich wieder die vielen Klamotten auf Ständern hängen zu sehen und nicht nur auf dem Bildschirm, ist ein riesengroßer Unterschied und gefällt mir persönlich viel besser. Man kann überall herumstöbern und sieht die echte Qualität des Produkts, ohne es erst kaufen und vielleicht wieder zurückschicken zu müssen.
Das war ein gutes Gefühl mal wieder etwas halbwegs „Normales“ machen zu dürfen, auch wenn Abstand und Masken dazwischen waren. Dennoch war es nicht ganz normal. Ich hatte zwar das Glück Kleidung anzuprobieren, doch nicht lange. 10 Minuten vor Terminende haben die Mitarbeiter ein Mädchen angemacht, das gerne noch etwas anprobieren wollte und haben sie verscheucht. Nicht nur das, die Mitarbeiter stressten total und standen vor den Kabinen und riefen alle 2 Minuten: „Ihre Zeit ist gleich vorbei“. „Schön“, denke ich, „das weiß ich“. Wenn man nun nicht an der Kasse steht, wird man gleich frech angemotzt und rausgeschickt. Überall schwirrten zum Ende Mitarbeiter, die einen rausscheuchten oder aufforderten, zur Kasse zu gehen. Weil ja nun aber alle Mitarbeiter im Laden umher schwirrten, um die Kunden rauszuwerfen, war gerade mal eine Kasse geöffnet, an der natürlich 10 Leute warteten. Sehr clever.
Interessant war es mal etwas anderes zu machen als im Supermarkt die beste Banane auszusuchen, aber so richtig toll ist dieses „Click&Meet“ auch nicht…
Mitarbeiter, die frech werden, weil sie versuchen ihren Terminplan einzuhalten, viel zu wenig Zeit und immer dieses Stressgefühl, sind noch nicht das, was wir als „normal“ bezeichnen können.
Es wird Zeit, das „Corona“ vorbei ist und man wieder völlig normal shoppen gehen kann, wann man will, wie lange man will und wie oft man will, ohne Termin.