Wöchentliche Kolumne: Schönheitsideale – Size Zero

Dünn, dünner, am dünnsten – Ist man automatisch schön, wenn man dünn ist?

352 Tausend Fans verfolgen Celine Bethmann, die Germany’s Next Topmodel Gewinnerin von 2017, auf Instagram. Fast täglich postet sie Bilder und Videos aus ihrem Alltag. Ihre Beine kaum dicker als ihre Arme, das Dickste an ihren Beinen sind ihre Knie.

Sie ist Vorbild vieler junger Mädchen, die jedes Jahr mit Begeisterung auf die nächste Staffel Germany’s Next Topmodel warten.

Die diesjährigen Kandidatinnen müssen sich am Anfang der Staffel ein Statement zu sich geben, das sie beschreibt bzw. ausmacht. Nachdem ich Statements wie:

„Man weiß ja, dass man relativ hübsch ist“ , „Ich bin High Fashion und das weiß ich“, „Ich bin überhaupt nicht oberflächlich!“, gelesen hatte, waren meine Erwartungen und Hoffnungen ein paar nette Kandidatinnen zu sehen gleich null.

Während noch der Vorspann läuft, in dem sich Heidi Klum wie immer von ihrer besten Seite zeigt, setze ich mich mit meiner Tüte Salt& Vinegar Chips vor den Fernseher, sehr wohl in dem Bewusstsein, dass ich gleich wieder in die eingefallenen Gesichter der neuen Möchtegern-Models der diesjährigen Staffel gucken werde und sich mir nun unweigerlich die Frage stellt, wann und ob diese Mädchen überhaupt schon einmal etwas anderes als Proteinshakes, Detox-Water, Avocadotoast und Unkraut-Salat zu sich genommen haben. Sie lachen gekünstelt in die Kamera, staksen über einen Laufsteg nach dem anderen und geben ihr Bestes, um ein begehrtes „Foto“ zu erhalten.

Was ein Traum vieler Mädchen in meinem Alter ist, ist für diese teilweise noch minderjährigen, ultradünnen Mädchen hinter dem Fernsehbildschirm Realität geworden.

In jeder Staffel fließen viele Tränen und es wird viel gestritten, meistens, um sich dann zwei Folgen später vor der Kamera zu vertragen. Zwei der Kandidatinnen werfen sich mit einer Flasche ab, was letztendlich in Tränen endet, sodass man sich schon die Frage stellen kann, ob die Karriere der 16-Jährigen nun vorbei ist, da sie „(…) ein kaputtes Knie, eine kaputte Schulter, ein kaputtes Kreuz und einen kaputten Ellenbogen!“ habe. Dramatische Minuten. Die Betroffene berichtet unter Tränen, die Flasche habe sie an der Pulsschlagader getroffen. Die Not-Op bleibt jedoch aus. Die Zuschauer atmen vor Erleichterung aus.

Nachdem die Zuschauer die nächsten, nach wie vor durch und durch dramatischen Minuten gebannt schauen, funkt plötzlich der dicke Mann von der Check-24 Werbung mit seinem unermüdlichen Dauerlächeln dazwischen. Was nun kommt, ist unschwer zu erahnen: nach ca. 30 Minuten der eigentlichen Serie, kommen nun ca. 3 Stunden Werbung als Ausgleich. Jetzt ist der Moment gekommen, an dem man sich entweder dazu entscheidet, das gesamte Programm durchzuzappen, genervt abzuwarten oder einfach doch abzuschalten. Letzteres wäre wohl die sinnvollste Variante.

Als Fazit kann man sagen, dass man sich diese Serie eigentlich sparen könnte, sie aber vermutlich auch nächstes Jahr, wie immer, gucken wird. Auch wenn praktisch jede Folge inhaltsloses Drama zeigt, möchte man natürlich doch irgendwie wissen, wer von den minderjährigen Stockmädchen das letzte „Foto“ bekommt.

Eine Kolumne von Friederike Zukunft (Autorin)

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