Time to say goodbye: Das Interview mit Herrn Wesseler

Bild von Nele

Auch in diesem Schuljahr müssen wir uns leider von zwei Lehrern verabschieden, die bereits seit mehreren Jahrzehnten an der Eichenschule arbeiten: Herr Wesseler und Herr Crome.

Wir haben mit Herrn Wesseler ein Interview geführt – es war sehr aufschlussreich und zugleich ziemlich lustig!

Wir freuen uns, dass Sie sich auf ein Interview mit uns eingelassen haben. Starten wir direkt mit der ersten Frage: Wie lange sind Sie bereits Lehrer/-in?

Gute Frage, da wird es schon schwierig. Meine erste Stelle war 1989 in Zeven. Mein Examen habe ich aber bereits 1987 fertig gehabt. Allerdings war zu dem Zeitpunkt Einstellstopp, weil es zu viele Lehrer gab. Dann habe ich überlegt „Was jetzt?“. Ich war arbeitslos und hatte schon eine kleine Familie. Ich habe also Nachhilfe gegeben, war in Nachhilfestudios, was man so als Lehrer halt macht. Aufgrund einer Schwangerschaft einer Lehrerin in Zeven, suchte die Schule in Zeven eine Lehrkraft für ein Jahr. So kam ich nach Zeven. Ein Jahr später 1990 hat die Eichenschule nach Lehrern gesucht und ich bekam die Stelle.

Oh, ok. Somit ist die zweite Frage auch schon beantwortet (wie viele Jahre davon haben Sie an der ES unterrichtet)

Dann machen wir gleich weiter. Was hat Sie dazu gebracht Lehrer zu werden?

Wollt ihr eine ehrliche Antwort!? Das weiß ich gar nicht. Also, es war nicht so, dass es ein langjähriger Wunschtraum war, Lehrer zu werden. Ihr müsst euch in die Zeit hineinversetzen. Es gab kein Internet, somit waren wir nicht so gut informiert über Jobmöglichkeiten. Man hat sich an Leitbildern orientiert. Was machen die Eltern?! So war das bei mir. Ich war ziemlich ratlos, als ich die Schule verließ. Ich habe mich, als ich mit Abi fertig war erstmal gefreut. Danach kam verpflichtend für alle erstmal Bundeswehr oder Zivildienst und dann war man erstmal anderthalb Jahre weg vom Leben. In der Zeit hat man überlegt was man so machen kann. Freunde wurden Lehrer und Lehrer klingt nicht schlecht, also kann man erstmal anfangen und so bin ich da hineingeraten. Eigentlich wollte ich Musik, Deutsch und Philosophie studieren, also eine ganz andere Richtung. Das war aber nicht so logisch und meine Eltern wollten das auch auf keinen Fall. Und Mathe und Physik waren die Fächer, die gingen eben auch.

Okay, damit haben wir nicht gerechnet. Sie unterrichten ja zwei Fächer gibt es da ein Lieblingsfach und wenn ja warum?

Also, Mathe ist es definitiv nicht, weil Mathe ist für mich (das wird meine Kollegen jetzt ärgern, wenn ich das sage) wie Kreuzworträtsel lösen. Man lernt Methoden und die kann man dann halt. Physik ist da etwas Praxis näher, da schraubt man etwas zusammen, man kann etwas sehen, dort explodiert was… Ach, keine Ahnung. Das finde ich einfach besser. Das war mein Fach. Mathe ist schon geil, weil man kann Physik nicht ohne Mathe machen. Mathe ist wie eine Sprache, die man sprechen kann und so kommt man weiter. Mathe ist echt notwendig, mega notwendig, aber nicht alleine, immer nur in Kombi. Ist ja auch so, wenn Mathematiker heute Geld verdienen, dann machen die etwas Angewandtes für Versicherungen, für Problemlösungen stellen sie Strategien bereit und so. Also, Physik definitiv.

Alles klar. Welches Fach hätten Sie immer gern unterrichtet, obwohl Sie es nicht studiert haben?

Ja, dann wär ich eher bei Musik oder Deutsch, weil das waren so meine Fächer. Musik so absolut… Das hätte ich aber nicht gern unterrichtet. Also, ich spiele ja Schlagzeug und das auch schon sehr lange und Klavier auch ein bisschen. Früher habe ich auch ganz viel Unterricht gegeben. Wenn man aber etwas hat, das man sehr gerne macht, dann ist das zu unterrichten nicht immer das, was man gerne macht, sondern man will das dann anwenden und Musik machen. Oder halt nicht so gerne machen, wobei das ganz viele machen, weil das eben eine Chance ist Geld zu verdienen.

Was gefällt Ihnen an der ES?

An der ES? Als ich hier ankam war mir das noch gar nicht so klar, aber was hier gut ist oder was ich klasse finde, ist der Umgang miteinander. Das ist ein wesentlicher Pluspunkt an dieser Schule, wie sich hier um einander gekümmert wird. Wie sich um euch gekümmert wird, wie der Schulspirit ist. Das ist wirklich definitiv ein Plus dieser Schule. Ganz ehrlich. Da sind auch alle dran beteiligt. Die Kollegen einerseits, aber natürlich auch die Schüler. Das wächst so ganz schön zusammen. Und das so zu sehen über die Zeit, das ist das größte Plus dieser Schule. Kann man so sagen. Alles andere ist an anderen Schulen genauso gut. Dort gibt es genauso gute Lehrer, die unterrichten können. Vielleicht sind die auch besser ausgestattet, als wir in manchen Punkten. Aber dieser Zusammenhalt. Von eurer Seite aus vielleicht dieses Geborgen sein und wie sich hier um einen gekümmert wird, ist schon einzigartig.

Schön. Gibt es für Sie einen oder sogar mehrere Eichenschulmomente von denen Sie gerne erzählen würden? Gibt es besondere Ereignisse oder…

Highlights?

Ja.

Boar… Weiß ich jetzt gar nicht. Natürlich kann man jetzt auflisten. Es gab immer so Klassen, bei denen man so sagt „das war eine schöne Zeit mit denen“. Wo wir gerade so bei Schulspirit waren. Es gab hier mal an dieser Schule sowas wie eine Zirkuszeltzeremonie. Habt ihr davon schonmal gehört?

Ne.

Ne? Das ist eine Initiative oder Idee gewesen von Herrn Bendukat. Der kannte von früher Leute, die ein Zirkuszelt vermieten und dann hat er so ein Zirkuszelt hierher geholt. Die Vorführung an dem Abendprogramm, die dann da von statten ging oder auch im Nachmittagsbereich, wurde von Kollegen und Schülern gestaltet. Es gab so Nachmittagsvorstellungen. Da waren die fünfte, sechste und siebte Klasse dran beteiligt. Beim ersten Mal gab es ein Abendprogramm – da war die gesamte Lehrerschaft der Schule beteiligt. Ich glaube da war fast niemand, der da nicht eingeladen wurde. Unglaublich viele Kolleginnen. Das war schon irgendwie beeindruckend. Also, man konnte sich das am Anfang gar nicht vorstellen, weil das so gar nichts mit Zirkus zu tun hat, aber irgendwie haben da viele so ihre Rolle gefunden. Das war ein endloses Programm. Das ging viereinhalb Stunden oder so. Die Leute konnten gar nicht mehr sitzen nachher. Für die Zuschauer war es wahrscheinlich eine Zumutung, in vielerlei Hinsicht, aber dass das Kollegium das gemacht hat, war irgendwie cool. Das lief glaub ich dreimal.

Witzig, das hätte man gerne miterlebt. Welche Pläne haben Sie für Ihren Ruhestand?

Das ist ja eine Kackfrage. Die werde ich dauernd gefragt. Alle fünf Minuten. Ich weiß es nicht ehrlich. Ich habe noch keine Pläne. Ich habe sowieso immer viel zu tun. Ich habe immer viel um die Ohren. Ich werde viel Musik machen – auf jeden Fall solange ich noch kann. Vielleicht noch so zehn Jahre. Mit Freunden und mit Leuten, mit denen ich gerne Musik mache. Und ansonsten weiß ich es gar nicht. Ich habe eine Familie, da gibt es viel zu tun. Also, meine Kinder haben irgendwie Häuser oder sind dabei, wo ich dauernd eingespannt bin und keine Ahnung. Ich werde es genießen, einfach das nicht zu haben – keinen Plan. Einfach mal morgens aufzustehen und zu denken, mir ist einfach verdammt langweilig. Das habe ich, glaube ich, Jahrzehnte nicht mehr gehabt. Oder lesen. Ich will unbedingt Klavier lernen – besser lernen, als ich es kann. Freunde treffen. Viele Gäste haben.

Dürfen wir Ihnen auch ein paar persönliche Fragen stellen?

Ja klar!

Welche sind Ihre liebsten Freizeitbeschäftigungen? Haben Sie vielleicht ein besonderes Hobby?

Das habe ich ja eigentlich schon beantwortet… oder?

Ja, das stimmt… dann machen wir direkt weiter mit der nächsten Frage: Welches ist Ihr Lieblingsessen, welcher Ihr Lieblingsfilm und welche Musik hören Sie am liebsten?

Mein Lieblingsessen – das ist eine gute Frage. Ich esse gerne Fleisch… Rolladen liegen sehr weit vorne, mit Rotkohl und Klößen – total lecker. Das gab es früher immer bei meiner Mama.

Musik, die ich gerne höre – da habe ich nichts besonderes, weil ich so viel Musik höre. Aber einer meiner All Time Favourites ist Frank Zappa. Sagt euch das was?

Ne…

Das war ein bedeutender Komponist, sowohl in der Klassik als auch in der Rock Musik und im Jazz. Ansonsten höre ich auch viel Jazz und alles mit Trommeln und diese Richtung. Es ist auch viel Neues dabei, aber meistens eher 70er.

Und ihr Lieblingsfilm?

Puh, weil ich es gerade gelesen habe – Harold and Maud. Den fand ich gut, auch die Musik. Die war von Cat Stevens. Aber es gibt ganz viele Filme, die ich gut finde.

Okay, das sagt uns erstmal nichts… Kommen wir dann zur nächsten Frage. Welche berühmte Person würden Sie gerne einmal treffen und warum?

Ich glaube ich hätte gerne mal Albert Einstein getroffen, weil mich seine Sicht auf die Welt interessiert hätte und was er so gedacht hat – was das für ein merkwürdiger Mensch gewesen sein muss. Er war so standfest, obwohl von außen so viel Einfluss kam und alle gesagt haben, das ist Quatsch, was du da erzählst. Es ist beeindruckend, so standfest und genial zu sein. Das sollte man auch daraus lernen, standhaft sein und sich nicht von der eigenen Meinung abbringen lassen.

Ja, okay. Welche 5 Gegenstände würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen?

Erstmal einen vernünftigen Plattenspieler, der funktioniert aber nicht auf einer Insel, da hat man ja keinen Strom. So ein Mist. Irgendwas, das mit Musik zu tun hat, denn ich muss auf jeden Fall Musik hören. Ohne Musik gibt es das Leben gar nicht für mich. Ein cooles Buch zum Lesen bräuchte ich auf jeden Fall. Meine Frau würde ich auch mitnehmen! Oder meine Kinder! Wenn ich die mitnehmen dürfe. Mehr fällt mir nicht ein.

Alles klar. Eine letzte Frage hätten wir noch: Was möchten Sie uns SchülerInnen und vielleicht auch Ihren KollegInnen, die bleiben, zum Abschluss mitgeben?

Ehrlich gesagt habe ich keine Botschaft. Und ich will auch keine haben. Da hab ich auch schon drüber nachgedacht. Was sagt man so, wenn man verabschiedet wird? Aber eine richtige Botschaft habe ich nicht oder etwas was ich dringend loswerden möchte. Ich glaube, hier an unserer Schule ist alles gut aufgestellt. Das Kollegium verjüngt sich und ihr SchülerInnnen seid in guten Händen. Etwas aus meiner Zeit an der Schule, was ich euch mitgeben möchte, habe ich nicht direkt. Wenn das Verhältnis zwischen dem Kollegium und der SchülerInnen so bleibt, ist alles gut und man braucht sich keine Sorgen machen.

Ich sehe das so, dass man aus dieser Schule heraus geht und es kann sein, dass sich in zehn Jahren keiner mehr an dich erinnert, was nichts Schlechtes bedeuten soll.

Okay, dann wäre das auch schon das Ende des Interviews. Vielen Dank!

Sehr gerne!

Beitrag von Merle und Nele

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