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Deutschlands Schulsystem – Noch zu retten?!

Im Dezember 2023 wurde die neue PISA-Studie veröffentlicht. Deutschland belegt Platz 15 und der Anteil leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler habe sich gegenüber 2009 um 4% erhöht. Außerdem erreiche jeder fünfte 15-Jährige gerade einmal Grundschulniveau. Daraufhin wurde die jetzige Jugend stark kritisiert und die Schuld bei Social Media gesucht. Doch ist das wirklich der Fall? Oder liegt es vielleicht doch an dem veralteten deutschen Schulsystem?

Wenn man die deutschen Schüler/innen fragt, dann würden fast alle diese Frage mit ja beantworten. Viele Lehrer/innen und die Politik sind jedoch weiterhin von dem aktuellen System überzeugt. Es hat bis jetzt ja gut funktioniert und aus der ehemaligen Jugend ist schließlich auch etwas geworden. Außerdem ist die Politik mal wieder zu faul etwas zu unternehmen, da es ihr zu viel Arbeit und Bürokratie einbrocken würde. Doch schaut man auf Fakten, fällt auf, dass unser Schulsystem stark überholt ist. Zum Beispiel haben Studien ergeben, dass der Schlafrhythmus von Jugendlichen ein ganz anderer ist, als er in der Schule verlangt wird. Die Energie und Motivation von Jugendlichen steigt nämlich, wenn sie nicht nur genügend, sondern auch erholsamen Schlaf erhalten. Dies würde eher gewährleistet werden, wenn sie später ins Bett gehen und dafür länger schlafen könnten. Stattdessen verlangt unser Schulsystem das komplette Gegenteil: Wir müssen früh ins Bett, was meistens aufgrund des Schlafrhythmus nicht funktioniert, damit wir früh und ausgeschlafen aufstehen können. In Deutschland beginnt die Schule meist zwischen 7:30 Uhr und 8 Uhr. In anderen Ländern hingegen, die auf diese Studien hören, beginnt die Schule wesentlich später, manchmal erst nach 9 Uhr. Und komischerweise sind die Schüler aus diesen Ländern während der Schulzeit produktiver. Da stellt sich die Frage, weshalb Deutschland weiter an dem frühen Schulbeginn festhält, wenn es wissenschaftlich bewiesen ist, dass es anders besser funktioniert.

Ebenfalls sollte man das deutsche Notensystem hinterfragen. Denn wenn man darüber nachdenkt, kommt nämlich schnell die Frage auf, ob ein dauerhafter und ständiger Leistungsdruck gesund ist und im Endeffekt zu guten Leistungen führt. Schaut man jedoch in deutsche Schulen, fällt einem auf, dass genau dieser Leistungsdruck dort vorherrscht: Man wird jede Stunde nach seiner Beteiligung bewertet, muss zum Zeitpunkt von Arbeiten immer on point sein und seine beste Leistung abgeben und sich bewusst sein, dass jeglicher Eindruck auf deinen Lehrer oder auf deine Lehrerin deine Note beeinflusst (ein guter wie schlechter Eindruck). Die dauerhafte Bewertung der mündlichen Leistung kann häufig eine große Belastung für Schülerinnen und Schüler darstellen, besonders für jene, die eher introvertiert sind oder für jene, die einfacher nicht gerne vor anderen reden. Jedoch wird wieder genau dies verlangt, denn um eine gute mündliche Note zu bekommen, die noch dazu in fast jedem Fach den größten Teil der Gesamtnote ausmacht, muss man sich eigentlich jede Stunde beteiligen und auch von sich aus sich melden, um vor der Klasse reden zu können. Das dies für manche Schülerinnen oder Schüler schwer ist, versteht sich von selbst. Aber genau diese werden schlecht bewertet, da sie sich eben nicht freiwillig melden, obwohl sie in vielen Fällen die Lösung kennen, sich einfach nur nicht trauen, diese zu präsentieren. Durch diese eher negative Bewertung der mündlichen Leistung steigt der Druck auf die schriftliche Leistung umso mehr. Aber auch für alle Anderen stellen Arbeiten eine große Belastung dar. Arbeiten beschränken sich auf zwei Schulstunden an einem exakten Tag. Und in dieser Zeit muss man seine beste Leistung bringen, denn nur diese eine Momentaufnahme wird bewertet. Klingt fragwürdig? Ist es auch. Hat man nämlich einen schlechten Tag oder es geht einem nicht so gut, man hat Sorgen, ein Blackout im falschen Moment oder andere Sachen, kann man vielleicht in diesem einen exakten Moment nicht seine beste Leistung bringen und schreibt deshalb eine schlechtere Note. Aber trotzdem wird nur das bewertet, was man sieht, keine Hintergründe oder Ähnliches. Auch Angst oder Druck, dass diese Arbeit gut werden muss, können entscheidende Faktoren sein, die den Ausgang einer Arbeit negativ beeinflussen. Schreibt man jetzt jedoch eine schlechtere Arbeit, werden dieser Druck und damit einhergehend die Ängste enorm verstärkt. Dadurch kann es passieren, dass auch diese Arbeit nicht die beste wird und schon befindet man sich in einem Teufelskreis. Druck in jeglicher Form sorgt bei vielen für Angst. Bei einigen kann dies sogar so weit führen, dass sie eine regelrechte panische Prüfungsangst entwickeln, die sie bereits Tage vorher belastet. Und kann man das als Politik wirklich wollen? Wahrscheinlich nicht. Dennoch wird an diesem Notensystem festgehalten und somit auch zwangsläufig an seinen Folgen. Dass es auch anders geht, sieht man wieder in anderen Ländern. Dort gibt es bis zur Oberstufe keine Noten und komischerweise ist das Schul- und Lernklima viel angenehmer und ausgeglichener. Vielleicht sollte man sich etwas Inspiration holen…

Doch vielleicht ist dieser ganze Druck auch teilweise sinnvoll. Vielleicht lernt man so besser und mehr. Allerdings was lernt man dann eigentlich genau in der Schule? Es gibt das Sprichwort „Man lernt nicht für die Schule, man lernt für das Leben“. Dann bereitet man sich doch mit Sicherheit in den höheren Klassen auf das Leben nach der Schule vor. Man lernt wie man mit Steuern umgeht, was in Deutschland irgendwie auch ziemlich wichtig ist, lernt vielleicht auch etwas über Kindererziehung, wie man einen Haushalt führt oder Ähnliches. Naja, eher weniger. Anstatt zu lernen, wie man nach der Schule auf eigenen Beinen stehen kann, beschäftigt man sich in der Oberstufe mit komplizierten mathematischen Funktionen. Eigentlich braucht niemand im späteren Leben sechs verschiedene Arten von Funktionen, die man sowieso nach dem Abitur wieder vergisst. Und das Argument, dass einige es später brauchen könnten, ist sinnlos, denn dann sollten sie sich in ihrem Studium und ihrer Weiterbildung spezialisieren und die breite Masse verschonen. Vielleicht sollte man die Lehrpläne noch einmal überdenken, denn gerade in der heutigen Gesellschaft sollte es wichtig sein, eine starke neue Generation auf die Beine zu stellen. Dazu gehört ein Verständnis von Allgemeinheit und dem ökonomischen Leben und nicht unbedingt ein Besitz von Einsteins Intellekt.

Ein weiterer Punkt ist die Unentschlossenheit Deutschlands beim Thema Digitalisierung. Erst war man sich unsicher, ob man damit starten sollte, und dann, wenn man angefangen hat, überlegt man, es wieder zu kippen. Und zwar aus dem Grund, dass ein anderes Land so vorgeht. Der eigene Weg Deutschlands? Nonexistent. Immer muss überall anders hingeguckt werden und alles muss zehnfach überdacht werden. Und diese Unentschlossenheit ist wenig förderlich für ein funktionierendes System. Es gibt keine Klarheit, ob digitalisiert werden soll und wenn ja wie und mit welchen Einschränkungen. Deutschland ist in Punkto Bildung grenzlos überfordert und das macht sich bemerkbar, da Deutschland – wie die PISA-Studie zeigt – nur schleppend vorankommt und sich selbst behindert.

Aber wie könnte man diese Situation verbessern? Es bringt ja schließlich nichts, nur auf allem rumzuhacken, selber aber keine Ideen zu haben. Dann wäre man ja auch nicht besser als die Politik. Zum Beispiel sollte man sich die Meinung der Menschen holen, die das Schulsystem betrifft. Viele der Politiker, die Entscheidungen zum Thema „Schule“ treffen, sind selbst nicht mehr von dieser betroffen und könnten ein verzerrtes Bild davon haben, was richtig und wichtig ist. Man sollte zum Beispiel die Schüler/innen fragen, was sie von den Ideen und Reformen halten, da sie am direktesten davon betroffen sind. Aber auch die Lehrer/innen sollten maßgeblich am Entscheidungsprozess beteiligt werden. Schließlich haben sie Erfahrung in dem Beruf und wissen, was für die Schüler wichtig ist und was diese lernen müssen. Vielleicht sollte man sich auch Inspirationen aus anderen Ländern holen, in denen es besser klappt. Man sollte jedoch aufpassen, dass man nicht zu schnell verunsichert ist, nur weil andere etwas anders machen als man selbst. Alles in allem sollten wir unbedingt etwas verändern. Denn momentan stellt das Schulsystem eine Belastung Schüler/innen aber auch für Lehrer/innen dar. Auch ist das Schulsystem oftmals unfair gegenüber den Lernenden und es kann ihre Zukunft belasten. Und das kann man nicht wirklich wollen. Schließlich sind die jetzigen Schülerinnen und Schüler die künftige Generation an Erwachsen, die ein starkes Deutschland auf die Beine stellen sollten. Und dies geht nur, wenn sie eine gute schulische Ausbildung erhalten. Also lasst uns miteinander und nicht gegeneinander arbeiten, denn schließlich haben wir alle im Kern das gleiche Ziel!

von Jeske, Nela und Lasse, Redaktion 9

Bild: NG, LB, JK

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