Tiktok Take (2) – Rechtsextremismus auf Tiktok: Ein unterschätztes Problem?

Wer kennt es nicht? Man schaut sich ein Video auf Tiktok an und geht erstmal in die Kommentare. Der Eine findet das Video mega cool, der Andere vielleicht eher nicht. Doch was ist das? Auf einmal sieht man nichts als blaue Herzen, rassistische und rechtsextreme Meinungen und Menschenhass. Blaue Herzen- ein Hinweis auf die Afd. Eigentlich hat sowas doch nichts auf Tiktok zu suchen… Doch nicht nur einige Kommentare beinhalten rechtsextreme Meinungen. Auch etliche Creator und Creatorinnen von Videos auf Tiktok veröffentlichen Förderung von Rechtsextremismus. Mehr als 80% von euch haben, laut der Umfrage, Rechtsextremismus auf Tiktok, sowohl in Videos als auch in Kommentaren, bemerkt. Rechtsextremismus auf Social Media, unter anderem Tiktok ist ein gesellschaftliches Problem, was schlechten Einfluss auf die Meinungen der Menschen über andere und über sich selbst haben kann und viel zu selten angesprochen wird.

Doch Was ist Rechtsextremismus eigentlich überhaupt? Kurzgesagt: Rechtsextremismus tritt in verschiedenen Ausprägungen auf, wie z. B. Rassistische, antisemitische und nationalistische Ideologieelemente. Eine Überbewertung ethnischer Zugehörigkeit und damit einhergehend die Ablehnung des Gleichheitsprinzips der Menschen sind jedoch bei allen Rechtsextremisten festzustellen. Dies heißt, dass Rechtsextremisten andere Menschen bsw. nach ihrem Aussehen und/oder ihrer Herkunft bewerten.

Warum nutzen Rechtsextremisten eigentlich genau Tiktok für ihre Ideologien und Botschaften und wie sind sie gekennzeichnet? Bei TikTok handelt es sich um ein soziales Netzwerk, ähnlich wie Instagram. Anstatt von Bildern werden jedoch kurze, selbstgedrehte Videos mit Musik untermalt. Diese Videos werden den Interessen des Nutzers durch die sogenannte „For-You Page“ angepasst, indem der Tiktok-Algorithmus schaut, welche Videos man geliked und länger angeschaut hat. Wer also mal aus Interesse ein rechtsextremes Kurzvideo anschaut, bekommt es immer öfter mach dem Swipe angezeigt. Man ist „permanently online, permanently connected“ und kann so immer und überall mit rechtsextremistischen Inhalten konfrontiert werden, ohne gezielt danach zu suchen. Ob man es will oder nicht.

In der Analyse ausgewählter Kanäle zeigt sich, dass Rechtsextremisten und Rechtsextremistinnen bei TikTok zur Vermittlung ihrer Botschaften eher auf positiv besetzte Emotionen, wie z. B. Stolz oder Zusammengehörigkeit, setzen als auf negativ konnotierte, das heißt Aggression, Wut oder Ärger. Offensichtliche Hassreden kommen in den geschickt mit jugendkulturellen Elementen wie Jugendsprachen oder Internetkultur verknüpften Clips demgegenüber relativ selten vor. Da die Videos teilweise humorvoll gestaltet sind, dient dieser außerdem zur Überdeckung der rechten Propaganda im Netz. Rechtsextreme Creatorinnen und Creator schaffen auch eine Verbindung zur Afd, der „Alternative für Deutschland“, die nach einem Gerichtsbeschluss als rechtens eingestuft wurde. Bald könnte sogar die ganze Partei als gesichert rechtsextrem gelten. Die Grünen oder die Linke werden von den Rechtsextremisten auf Tiktok in einem schlechten Licht dargestellt. Die meisten rechten TikToker*innen präsentieren sich zudem kämpferisch und rebellisch und gewaltbereit. Mit der Darstellung als stark und stereotypisch männlich wird versucht, andere junge Männer für ihre Sache zu gewinnen.

Das Problem hierbei ist zudem auch das Alter der Nutzerinnen und Nutzer. Die Umfrage von euch hat ergeben, dass über 50% minderjährig sind. Offiziell ist Tiktok auch ab 13 Jahren erlaubt. Jedoch grenzt sich so mancher Inhalt, wie eben Rechtsextremismus und diskriminierender Inhalt von dem Alter ab.

Unter Anderem Tiktok versucht, aufgrund der Informationen, die sie über den einzelnen User haben, sein Verhalten vorauszusagen. Beim nächsten Besuch liefern sie ihm dann nur jene Informationen, die seine Einstellung bestätigen. Andere Standpunkte filtern sie heraus. So entsteht eine «Filterblase», in der der Nutzer den Bezug zur Realität verliert.
Wenn Kinder und Jugendliche einer solchen Manipulation unterliegen, haben sie keine Chance, sich eine klare Meinung zu bilden und die Realität zu erkennen. Wer aber nicht lernt, sich mit anderen Standpunkten auseinanderzusetzen, weil er diese nicht wirklich erlebt, wird auch niemals argumentieren können. Und ohne freie Meinungsbildung und Argumentationsfähigkeit gibt es keine Demokratie.

Viele Jugendliche sind sich außerdem nicht wirklich bewusst, dass es sich in Videos und vor Allem in Kommentaren um Rechtsextremismus handelt, da es entweder an Aufklärung mangelt oder man diesen nicht immer genau erkennen kann. Viele rechtsextreme und diskriminierende Kommentare werden als „lustig“ bezeichnet und man nimmt an, dass es einfach zum Humor dazugehört und es nichts Ernstes sei. Solche Kommentare können aber sehr verletzend für die Betroffenen sein, weswegen diese nicht verharmlost werden sollten.

Was sollte man denn jetzt am besten dagegen tun? Wichtig ist es, sich zu informieren, um Rechtsextremismus auf Tiktok und anderen Social-Media Plattformen zu erkennen. So etwas in der Schule oder zu Hause anzusprechen ist meiner Meinung nach besonders wichtig, denn Rechtsextremismus kann jeden betreffen. Bedeutend ist zudem auch, diese Videos und auch Kommentare zu melden, um zu vermeiden, dass diese mehr Reichweite und Aufmerksamkeit bekommen und womöglich mehr Kinder und Jugendliche beinflussen.

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