Lasst euch nicht vordenken! – Die Auswirkungen von Social Media und KI auf die Ideale der Aufklärung

Titelbild: Copilot-Screenshot, Chefredaktion 2023

Wir alle kennen das Problem der leichten Beeinflussbarkeit durch die sozialen Medien. Sei es ein Beitrag über die neusten Weltgeschehen oder auch die dazugehörige Kommentarspalte. Durch all diese Gedanken und Meinungen kann unsere eigene beeinflusst, wenn nicht sogar eingeschränkt werden. Und gerade vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob das zentrale Ideal der Aufklärung – die Befreiung des Menschen aus der eigenen Unmündigkeit – heutzutage überhaupt noch erfüllt wird.

Bereits im 17. und 18. Jahrhundert wurden die Menschen durch Kant und seine Zeitgenossen zu der Nutzung ihres eigenen Verstandes angeregt, wobei vor allem das kritische Hinterfragen vorgegebener Werte und Normen im Vordergrund stand. Bis heute sind kritisches Denken und Meinungsfreiheit relevante Werte unserer Gesellschaft, wobei die Medien einen immer größeren Einfluss nehmen können. Doch handelt es sich dabei lediglich um eine begrenzte Beeinflussung unseres Denkens oder werden wir tatsächlich in unserer Meinungsbildung eingeschränkt?

Artikel 19 der von den Vereinten Nationen verfassten allgemeinen Erklärung der Menschenrechte bezieht sich auf das Recht der Meinungsfreiheit sowie der Freiheit, über Medien uneingeschränkt seine Meinung zu äußern sowie sich selbst informieren zu können. Im Hinblick auf jenen Artikel wird die Möglichkeit der Informationsbeschaffung durch die sozialen Medien erneut verdeutlicht, woraus die Gegebenheit eines unkomplizierten und dauerhaften Zugangs zu Wissen durch zum Beispiel Nachrichten resultiert. Noch nie zuvor ist es so einfach gewesen, sich über das Weltgeschehen zu informieren wie es für uns in der heutigen Zeit ist. Durch die dauerhafte globale Kommunikation ist es für jeden Einzelnen von uns unumgänglich, neue Perspektiven in unsere eigene Meinungsbildung mit einfließen zu lassen. Dabei wird zwar unser Denken in gewissem Maße beeinflusst, allerdings wird somit eine eingeschränkte und engstirnige Perspektive verhindert, da wir zwangsläufig dazu angeregt werden, auch neue Aspekte in unser Denken mit einfließen zu lassen. Jene Auseinandersetzung mit neuen Gedanken erfordert allerdings die Fähigkeit des rationalen Denkens sowie die des kritischen Hinterfragens.

Würden wir uns von allen uns vorgelebten Meinungen grundsätzlich beeinflussen lassen, wäre unsere Meinungsbildung in der Tat durch die sozialen Medien determiniert. Doch inwiefern wird unsere Meinung überhaupt durch die Medien manipuliert? Ein Beispiel der Manipulation durch Medien ist beispielsweise der Prozess des „Framings“. Framing bedeutet, dass unterschiedliche Formulierungen desselben Inhalts das Verhalten des Adressaten beeinflussen und damit manipulieren können. Da uns Framing meist unbewusst begegnet, ist es schwierig, sich ohne die Anwendung von kritischem Denken vor jenem Effekt zu schützen.

Darüber hinaus ist es im Hinblick auf die Verbreitung von falschen Informationen – sei es durch die Einschränkung der Presse in einigen Ländern oder durch die ledigliche Veröffentlichung falscher Informationen durch Einzelpersonen – schwierig, sich Wissen über soziale Medien anzueignen, ohne der Gefahr zu begegnen, falsche Informationen in die Meinungsbildung einfließen zu lassen. Auch hierbei wird die in der Aufklärung angestrebte Nutzung unseres Verstands gefordert. Dies kann allerdings gerade mit Hinblick auf das junge Alter vieler Nutzer:innen problematisch werden, da auch wenn ein kritisches Denken vorhanden ist, es schwierig sein kann, zu wissen, welchen Informationen Vertrauen geschenkt werden kann. Somit kann uns sogar die Möglichkeit der Informationsbeschaffung letztendlich zum Verhängnis werden, denn auf welche Weise sollen wir uns zu 100% sicher sein können, dass es sich bei den uns vorliegenden Informationen um Fakten und nicht erneut um FakeNews handelt? Es ist ganz einfach. Ohne eine aktive Anwendung unserer Fähigkeit, Aussagen kritisch zu hinterfragen, können wir uns schlichtweg nicht sicher sein.

Doch neben den sozialen Medien nimmt inzwischen sogar KI, also die künstliche Intelligenz, Einfluss auf unsere Meinungsbildung. Ein weiteres Problem, das jeder Schüler kennt: Hausaufgaben vergessen – eben schnell KI fragen. Keine Zeit, groß darüber nachzudenken. Keine Zeit zu hinterfragen, was uns da gerade eigentlich vorgelegt wird. Und keine Zeit, sich dem eigenen Verstand zu bedienen. Und gerade bezüglich dieses Beispiels wird die Relevanz des Nutzens unseres Verstandes erneut deutlich. Die sozialen Medien und KI können uns helfen, ja, doch ohne unser eigenes Wissen und unseren eigenen Verstand führen diese schlussendlich nur zur Determination unserer individuellen Meinungsbildung.

Gerade vor diesem Hintergrund können wir deutlich den Einfluss sehen, den die sozialen Medien schon fast zwangsläufig auf unsere eigene Meinungsfindung haben. Dieser Einfluss lässt sich kaum verhindern und hat in Teilen sogar positive Auswirkungen. Diese positiven Auswirkungen können allerdings nur durch die Nutzung unseres rationalen Verstandes entstehen, weshalb es wichtiger denn je ist, dass wir diesen anwenden und die auf Social Media präsentierten Inhalte grundsätzlich kritisch hinterfragen. Von gleicher Relevanz ist auch die weitere Aufklärung von vor allem jüngeren Nutzer:innen, damit auch diesen die Möglichkeit der freien Meinungsbildung sowie der eigenen Mündigkeit gewährleistet ist. 

Ein Kommentar von Lena, Jg. 13

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