Wie sich die AFD auf TikTok ein Informationsimperium aufbaut

„Feministinnen sind alle hässlich und grässlich“ und außerdem sind „echte Männer rechts“. Mit derartigen Parolen gelang es dem 47-jährigen Spitzenkandidaten der AFD bei der Europawahl, Maximilian Krah, Millionen von Aufrufen und hunderttausende Likes auf TikTok zu generieren und damit einhergehend mutmaßlich tausende junge Wähler für sich zu gewinnen. Ich habe in den vergangenen Wochen versucht, die mediale Strategie der AFD, insbesondere von Maximilian Krah in der Europawahl auf den sozialen Medien zu analysieren und hier zu rekonstruieren. Im Folgenden geht es also um meine persönliche Einschätzung zur medialen Strategie der AFD, sowie um die Gefahren, die diese Strategie für die Demokratie birgt und was andere Parteien daraus lernen können.***

  1. „Der Aufwand lohnt sich“:
    Laut der Studie(1) „Jugend in Deutschland 2024“ würden 22% der 19- bis 24-jährigen bei der Bundestagswahl aktuell die AFD wählen. Damit wäre die AFD die stärkste Kraft bei jungen Wählern. Das Ganze kommt nicht von irgendwo her, denn mit inzwischen über 20 Millionen aktiven Nutzern in Deutschland (2), darunter vor allem jungen Menschen spielt TikTok eine wichtige Rolle in der
    Meinungsbildung von Jugendlichen. Das weiß auch der Kampagnenmanager Erik Ahrens, welcher
    zeitweise eigenen Aussagen zufolge den TikTok Account von Maximilian Krah betrieb. „Man hat 90 Minuten am Tag ein Fenster in deren Gehirn, wo man reinsenden kann“ sagte Ahrens über die Einflussmöglichkeiten von TikTok. Einfach einen TikTok Kanal erstellen und aktuelle Trends mitmachen oder Ausschnitte aus Reden hochladen, wie es andere Parteien tun, bringt jedoch nichts. Das zeigt die Reichweite der anderen Parteien auf den sozialen Medien verglichen mit der Reichweite der AFD(3). Besonders groß ist der Abstand auf TikTok, wo der offizielle AFD-Account (Stand 04.06.2024) 426,3 Tausend Follower hat, wohingegen die Grünen bei 13,3 Tausend Followern und die CDU bei 22,3 Tausend „rumdümpeln“. Doch das ist nur der Tropfen auf dem heißen Stein, denn Follower haben auf TikTok quasi nichts zu bedeuten, da dem Nutzer alle Videos auf der „for-you-page“ vorgeschlagen werden. Der Algorithmus entscheidet dabei, was der Nutzer sieht und geht dabei ganz konventionell vor. Dem Nutzer werden gerade die Videos vorgeschlagen, bei denen er lange dran bleibt und bei denen möglichst viel Interaktion geschieht, also Kommentare geschrieben werden oder die viel geteilt werden. Folglich werden kontroverse Themen und reißerische Aussagen mit deutlich mehr Reichweite belohnt, als zum Beispiel ein nettes Kurzvideo, bei dem Philipp Amthor dem Grundgesetz zum 75. Geburtstag gratuliert. Dieser Prozess nennt sich algorithmische Verstärkung und Studien(4) haben gezeigt, dass diese algorithmische Verstärkung auf „X“, ehemals Twitter vor allem der politischen Rechten dient. Die aktuell guten Umfragewerte macht sich die Partei auch zunutze indem sie damit wirbt die beliebteste Partei bei jungen Wählern zu sein, um dadurch wahrscheinlich vom Bandwagon-Effekt(5) zu profitieren.
  2. „TikTok verstanden“:
    Man muss kein abgeschlossenes Marketingstudium haben, um zu verstehen, dass es auf TikTok einige ungeschriebene Regeln gibt, damit ein Video „viral“ geht, also möglichst viele Menschen erreicht.
    Zunächst einmal muss das Video ab der 1. Sekunde die Aufmerksamkeit erregen. Es gibt auf einer
    Plattform, bei der einem per Algorithmus praktisch hunderte Videos am Tag gezeigt werden keine Zeit sich noch nett vorzustellen oder ein Intro einzubauen. Man muss stattdessen ab der ersten Sekunde den Nutzer praktisch dazu zwingen das Video anzuschauen. Gerade aus diesem Grund beginnt Krah seine Videos vermutlich immer mit reißerischen Aussagen, hier ein Auszug aus den Anfängen seiner letzten Clips: „Deutschland geht pleite“, „Elon Musk ist rechts“, „Alle Ausländer raus“, „unsere Vorfahren waren keine Verbrecher“, „Deine Mutter wird im Alter arm sein“ und vieles mehr… Wenn der Zuschauer das Video nun weiterschaut, geht es darum seine Aufmerksamkeit darauf zu belassen, sodass er nicht auf die Idee kommt auf einer der unzähligen Dopamin-aktivierenden Buttons zu klicken, die ihn woanders hinführen würden. Das kriegt man hin, indem man schnell spricht, denn langsames Sprechen langweilt den Nutzer dem zuvor noch Flugzeugabstürze oder leicht bekleidete, tanzende Menschen vorgeschlagen wurden. Dazu bietet es sich auch an, jedes gesprochene Wort, am besten in grellen Farben abzubilden, sodass die Augen des Nutzers das Zentrum des Bildschirms nicht verlassen. Außerdem ist es sinnvoll das Video mit auffälliger Musik zu untermalen, die die zu vermittelnden Emotionen unterstützt, also beispielsweise epische oder traurige Beats. All diese „Basics“ befolgen diverse Accounts der AFD, allem voran Maximilian Krah und sind damit überaus erfolgreich, was die Millionen Aufrufe zeigen. Dabei dürfte es nicht die Intention des Populisten sein, konkrete Inhalte des AFD-Wahlprogramms aufzuzeigen, sondern die Zuschauer mit einem „Problem“ zu schockieren und Ihnen die AFD als scheinbare Lösung nahe zu bringen.
  3. Immer gleicher Aufbau der Videos:
    Einstieg mit reißerischer Schlagzeile, kurze emotionale Erläuterung der Schlagzeile, dann Inszenierung der AFD als „Hoffnungsschimmer“. Dieser dreigliedrige Aufbau tritt wiederholt auf. Vereinfachung und Verkürzung komplexer Sachverhalte sind bereits bekannte Folgen der Medialisierung und treten auch in großen Medienhäusern auf. Hier wird diese Vereinfachung jedoch auf die Spitze getrieben, indem dem Zuschauer innerhalb von wenigen Sekunden erklärt wird, dass Deutschland insolvent gehe, Schuld die linken Kräfte in Berlin und Brüssel hätten, die Krieg mit Russland führen wollten und die einzige Lösung die AFD sei (6). Auf dem offiziellen Instagram-Account der AFD @afd.bund postuliert man, dass andere Parteien glauben, Männer könnten schwanger werden und würden Krieg in der Welt verursachen. Auch hier am Ende des Videos die „Lösung“ des „Problems“- AFD wählen. Damit die Zuschauer diese Behauptungen gar nicht erst hinterfragen ist folgender Schritt notwendig:
  4. Narrative schaffen durch Framing:
    Beim Framing geht es um die Hervorhebung bestimmter Perspektiven und die Verwendung spezifischer Sprache oder Metaphern, um eine bestimmte Interpretation zu fördern oder eine bestimmte Reaktion zu erzeugen. Wie die AFD dies nutzt, ist hier anhand von einigen Beispielen zu sehen:
    CDU/SPD etc. -> seien Altparteien
    Grüne -> hätten alle keinen Bildungsabschluss, geschweige denn Ahnung von Wirtschaft
    Rentner -> müssten Pfandflaschen sammeln, während die Bundesregierung Millionen für Radwege in Peru und Migration ausgebe
    ÖRR -> sei von Linken unterwandert und wolle die AFD zerstören
    Verfassungsschutz -> sei Regierungsschutz
    Framing ist in der politischen Kommunikation ein gängiges Motiv und wird von nahezu allen Parteien
    verwendet. So wird auch die AFD von vielen linkeren Medien und Politikern oft als rechtsextreme
    (Nazi-) Partei geframed, wo man auch kritisch hinterfragen sollte, ob die inflationäre Verwendung des Begriffs „Nazi“ sinnvoll ist. Doch das Framing der AFD ist besonders gefährlich, da es gleich zwei Vorteile für die Partei beinhaltet.

4.1 „Illusory Truth Effect“:
Der Illusion der Wahrheit-Effekt beschreibt die Tendenz von Menschen, Informationen als wahr zu akzeptieren, wenn sie ihnen wiederholt präsentiert werden, unabhängig davon, ob diese Informationen tatsächlich wahr sind oder nicht7. Dieser Effekt beruht auf der Art und Weise, wie unser Gehirn Informationen verarbeitet. Wiederholung erhöht die Vertrautheit und Vertrautheit wird oft mit Richtigkeit verwechselt. Dadurch, dass die AFD wie kaum eine andere Partei auf den sozialen Medien erfolgreich ist, können die Behauptungen/ Frames völlig ohne Einordnung, zum Beispiel durch einen Journalisten, zum Zuschauer gelangen und durch die Masse an Videos kann es schnell dazu kommen, dass den Behauptungen zumindest unterbewusst geglaubt wird. Das Ganze kann dann noch durch den Echokammereffekt (8) verstärkt werden. Ist man einmal in einer AFD-Filterblase auf TikTok gelangt, so wird man mit verschiedenen Frames geradezu zugeworfen.

4.2 „Informationsmonopol“:
Besonders die letzten beiden o.g. Frames sind besonders gefährlich, da diese die Integrität des Verfassungsschutzes und des Journalismus untergraben. Traut man diesen Frames, so dürfte man nichts mehr glauben, was in der Tagesschau gesagt wird und müsste sich auf „alternativen Medien“ informieren, wie der „jungen Freiheit“ oder eben den social-media Accounts der AFD. Damit macht sich die AFD praktisch immun gegen Kritik oder Skandale, weil wenn die Tagesschau mal wieder postet, dass der Verfassungsschutz Verbände der AFD als gesichert rechtsextrem einstuft, hat das für den überzeugten AFD TikTok Konsumenten keine Bedeutung, denn die Medien würden ja sowieso lügen und der Verfassungsschutz schütze ohnehin nicht die Verfassung, sondern die linke Regierung. Die Immunität gegen Kritik zeigte sich auch bei dem Spionageskandal eines engen Mitarbeiters von Krah. Auf dem TikTok Kanal wurde das Thema, ebenso wie die anderen Skandale (SS-Zitate, Geld aus Russland) völlig totgeschwiegen und stattdessen behauptet, dass sich der ZDF nicht trauen würde, ihn dazu Stellung nehmen zu lassen und Markus Lanz feige sei (9). Unabhängig davon, dass das ZDF rund um Frontal sehr wohl Maximilian Krah zu den Vorwürfen befragt hat und Krah seine Anschuldigung an Lanz auf TikTok inzwischen wieder gelöscht hat (zumindest war das originale Video auf TikTok nicht mehr auffindbar), habe ich beim ZDF selber nachgefragt, ob man Krah tatsächlich nicht zu einer Talkshow eingeladen hätte, um das Thema zu diskutieren, da es schließlich das öffentliche Interesse gab. Das ZDF hat sich zu meiner Frage nach über zwei Wochen jedoch nicht geäußert. Durch diese Art des Framings werden die Menschen allen Anschein nach von unabhängigen Informationen abgekapselt und zur AFD geführt, wo auch mal gut und gerne behauptet wird, dass nicht alle Männer der mächtigsten Organisation des nationalsozialistischen Regimes, der SS, Verbrecher gewesen seien (10). Letzte Aussage passt übrigens gut zum nächsten Kapitel:

  1. Radikale Rhetorik normalisieren:
    „Kopftuchmädchen und andere Tugenichtse“ (11), „Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa
    leben kann“12, „Alles für Deutschland“13. All das sind Aussagen von AFD-Spitzenkandidaten. Es ist
    vermehrt zu erkennen, dass AFD-Funktionäre vermehrt die Grenzen des Verfassungskonformen
    ausnutzen, zum Teil sogar mutmaßlich überschreiten, wenn sie ihre Reden halten. Damit bewirken sie einen deutlich radikaleren Diskurs und bringen auch die Leute in den Kommentarspalten auf TikTok und auf Wahlkampfveranstaltungen in Ostdeutschland dazu, radikaler zu sprechen und zu denken. Rechts oder gar rechtsextrem zu sein wird dabei wieder „modern“. Statt empört darüber zu sein, dass seine Partei vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wurde, trotzen die
    Kommentarspalten der Tagesschau unter besagtem Artikel nur vor blauen Herzen und Kommentaren, wie „wird der Bürger unbequem, ist er ganz schnell rechtsextrem“.
  2. Gemeinsame Kennzeichen in den sozialen Medien:
    Ein zunächst relativ unscheinbarer aber nicht ganz unwichtiger Faktor für den Erfolg der AFD auf den sozialen Medien sind auch die gemeinsamen Emojis, die sie für sich beanspruchen. Dabei beginnt es ganz harmlos mit dem blauen Herz-Emoji, der ein Bekenntnis zur AFD darstellt und geht hin bis zu Codes, wie 444 (Deutschland den Deutschen), die die Kommentarspalten von AFD-Videos fluten(14). Dabei handelt es sich jedoch nicht explizit um Aufrufe der Partei, sondern um eigenständiges Handeln der User. Diese Interaktionen tragen jedoch dazu bei, dass die Videos immer mehr Nutzern vorgeschlagen werden. Was Nutzern jedoch (laut Krah) nicht mehr vorgeschlagen werde, sind Videos vom offiziellen Maximilian Krah TikTok-Account, da dieser angeblich einen Shadowban habe, seine Videos also nicht mehr auf der Startseite angezeigt werden. Doch auch dafür hat er eine Lösung.
  1. „unzerstörbare Reichweite“ durch dubiose Telegram-Gruppen:
    Die Reichweitenbeschränkung von TikTok dürfte den EU-Spitzenkandidaten nicht großartig gestört
    haben, denn die allermeisten Videos die man von ihm vorgeschlagen bekommt, stemmen gar nicht von seinem eigenen Account, sondern von diversen „Fan-Accounts“. Er selber hat über seinem Account dazu aufgerufen seine Videos zu verbreiten, doch damit nicht genug. Über die Kommentarspalte eines „Fan-Accounts“ @hoeckemann bin ich darauf aufmerksam geworden, dass es eine Telegram-Gruppe gibt, bei der man „Rohmaterial“ von Maximilian Krah erhält, welches man teilen kann. In der Gruppe gibt es eine detaillierte Anleitung, wie man die Videos bearbeiten soll sodass jedes Video etwas anders ist und TikTok diese nicht alle sperren kann. Wer am meisten
    Reichweite auf die Clips bekommt, kann zur Belohnung ein Iphone 15 pro gewinnen, in dieser letzten Woche vor der Wahl sind sogar zwei Iphones im Lostopf.15 Die Gruppe hat knapp 1900 aktive Abonnenten und wird laut Informationen von Stern vom ehemaligen TikTok-Manager Krahs, Erikhrens geführt16. Öffentlich beteuert Krah dem ZDF es existiere kein Geschäftsverhältnis mehr
    zwischen ihm und Ahrens17, wer dieses Projekt also finanziert (sofern die versprochenen Gewinne
    echt sind) ist daher nicht nachvollziebar. Ein weiterer Vorteil der „Verschleierung“ durch „Fan-
    Accounts“ ist auch, dass deutlich fragwürdigere Inhalte geteilt werden können, ohne das man es der
    AFD oder Maximilian Krah selber vorwerfen kann. So hat der Account @höckemann kurz nach den
    Sylt-Ereignissen ein Video veröffentlicht mit Bildern von Krah und der Aufschrift „Natürlich singe ich
    mit – soll doch niemand sagen, dass ich mir die Anzeige nicht leisten kann“ und im Hintergrund läuft
    l’amour toujour von Gigi d’agostino. Die Kommentare voll mit Zustimmung.
  1. Opportunismus und Kriseninstrumentalisierung:
    Ein weiters Fundament für den Erfolg der AFD auf TikTok sind Opportunismus und
    Kriseninstrumentalisierung. Die Ermordung des Polizisten Rouven L. durch einen Afghanen nutzte die AFD direkt, indem sie das Video auf dem der Polizist erstochen wird leicht zensiert auf dem offiziellen Instagram Account hochluden und damit warben, dass sie schon immer vor Messerattacken gewarnt hätten und man sie wählen solle. Sie machen also aus der Ermordung eines Polizisten einen Grund, sie zu wählen, was moralisch äußerst fragwürdig ist. Den Opportunismus konnte man vor allem dann erkennen, als sich die AFD gegen „importierten Antisemitismus“ stellte18. Auch moralisch fragwürdig, wenn man bedenkt, dass der studierte Geschichtslehrer Björn Höcke nicht mal einen Monat nach dem Antrag in einer Rede in Merseburg die SA-Parole „Alles für Deutschland“ ruft und sein Parteifreund Maximilian Krah die SS verharmlost. Kriseninstrumentalisierung und Opportunismus vermarkten sich insbesondere auf den sozialen Medien sehr gut, was man anhand der hohen Aufrufzahlen erkennen kann. Das macht es anderen Parteien, die von derart populistischen Methoden kein Gebrauch machen können schwieriger, ebenso oft wahrgenommen zu werden, wie die AFD.
  2. „Die CDU als der Hauptfeind“:
    Gegen Ricarda Lang und Olaf Scholz zu feuern ist zu einfach. Das kann auch die CDU ganz gut. Man lässt es sich natürlich trotzdem nicht nehmen, die Grünen als eine Endzeitsekte zu deklarieren (19), aber der größte Gegner der AFD ist für Krah die CDU. In einem TikTok auf seinem eigenen Account sagt er „der europäische Vergleich zeigt, dass die politische Rechte nur dann zum Erfolg kommt, wenn die Christdemokraten verschwinden (…) von daher (…) setze ich auf die Implosion der CDU“ (20). Außerdem sagte er im Interview mit Thilo Jung21, dass er darauf setze, dass die CDU sich durch eine Koalition mit den Grünen in ein linkes und ein rechtes Lager spalten werde und alle (rechts-)konservativen CDU-Wähler dann zur AFD kommen würden. Diess Hass schüren auf die CDU zeigt sich auch auf dem offiziellen Social Media Accounts der AFD. So hat der Instagram Account @afd.bund eine Reihe von CDU Wahlsprüchen hochgeladen und dabei die Bilder geändert. Zum Beispiel der Spruch „Unser Europa steht für Wohlstand“ mit einem KI-generiertem Bild, wo eine Rentnerin Pfandflaschen sammelt. Man kann also erkennen, dass hier auch wieder die typischen AFD-Frames verwendet werden.

Fazit:

Eines muss man der AFD lassen. Sie ist Social Media Expertin. Der Medienexperte Klaus Lutz
unterstellt der AFD sogar, sie würde ihre Bundestagsreden so gestalten, dass man kleine Ausschnitte
perfekt auf TikTok hochladen könne (22). Der Wahlerfolg bei den jungen Menschen und die Reichweite
der Accounts zeigt, dass die Strategie aufgeht und Plattformen wie YouTube und TikTok in der Lage
sind die Wahlentscheidungen junger Menschen maßgeblich zu beeinflussen. Das durfte die CDU auch
bei der letzten Europawahl schmerzhaft spüren, als Rezo sie „zerstört“ hat. Den Erfolg der AFD nun
ausschließlich darauf zu schieben, dass sich Populismus auf TikTok nun mal gut verkaufe ist allerdings
falsch. Es gibt auch Akteure demokratischer Parteien, die erfolgreich sind und es schaffen von den „90
Minuten am Tag, in denen man in deren Gehirn reinsenden kann“ Zeit abbekommen, wie zum
Beispiel Markus Söder. Folgende Tipps könnten etablierte Parteien dabei von der Social Media
Strategie erfolgreicher politischer Akteure mitnehmen. Insgesamt ist es eine wichtige Aufgabe
demokratischer Parteien die jungen Menschen für sich zu gewinnen und sie für Politik zu begeistern.
Gerade im Jugendalter findet eine politische Sozialisation23 statt, die das Meinungsbild der
Menschen langfristig beeinflussen kann und man sollte diesen Prozess nicht antidemokratischen
Kräften überlassen, gerade im Angesicht der Herausforderungen, die vor der Politik liegen. Besonders
problematisch ist der Trend, dass Rechtspopulisten die Integrität von Journalisten und deutschen
Behörden zu untergraben versuchen und damit mutmaßlich das Ziel verfolgen, sich gegen
unabhängige Berichterstattung immun zu machen, was in Zukunft durch KI vermutlich noch leichter
werden könnte. Demokratische Kräfte und die Medienhäuser müssen es schaffen durch gute politische Kommunikation und fundierte Berichterstattung das Dependenzverhältnis zwischen Politik
und Journalismus in einem angemessenen Stadium zu halten, sodass sich Menschen weiterhin auf
Basis von Diskussionen und ausgewogenen Informationen weiterbilden können (24).

Quellenverzeichnis:

1 https://simon-schnetzer.com/trendstudie-jugend-in-deutschland-2024/
2 https://newsroom.tiktok.com/de-de/mau-announcement
3 https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-tiktok-erfolg-strategie-jugendliche-100.html
4 https://www.freitag.de/autoren/manfredstaab/auto-feeds-und-inhalte-algorithmus-von-twitter-bevorzugt-
die-politische-rechte-studie-university-essex
5 https://de.wikipedia.org/wiki/Mitl%C3%A4ufereffekt

6 TikTok von @Maximilian_Krah.AfD vom 22.03.2024

7 https://www.uni-marburg.de/en/fb04/team-heck/research/the-illusory-truth-effect
8 https://praxistipps.focus.de/echokammer-der-psychologische-effekt-einfach-erklaert_163852
9 https://www.youtube.com/watch?v=FI85KVo9vaQ

10 https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/le-pen-bricht-mit-afd-wie-maximilian-krah-das-fass-zum-
ueberlaufen-brachte-19734138.html
11 https://www.youtube.com/watch?v=ZEGj1T0pnR0
12 https://www.ardmediathek.de/video/phoenix-vor-ort/hoecke-diese-eu-muss-sterben-damit-das-wahre-
europa-leben-kann/phoenix/Y3JpZDovL3Bob2VuaXguZGUvMzIwOTM3Mw
13 https://www.vorwaerts.de/bnr/hoecke-zitat-alles-fuer-deutschland-warum-die-parole-verboten-ist
14 Screenshot im Anhang
15 https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/wie-maximilian-krah-seine-reichweitenbeschraenkung-auf-tiktok-
umgehen-will,UDh9so9

16 https://www.stern.de/gesellschaft/tiktok–rechtsextreme-kapern-plattform-fuer-afd-propaganda-
34538372.html
17 https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-tiktok-erfolg-strategie-jugendliche-100.html
18 https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-976448
19 TikTok von @Maximilian_Krah.AfD vom 31.05.2023
20 TikTok von @Maximilian_Krah.AfD vom 26.08.2023
21 https://www.youtube.com/results?search_query=thilo+jung+krah

22 https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/rechtsextremismus-jugendliche-100.html
23 https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/202094/politische-
sozialisation/
24 Ergänzungen:

*alle Links/ Quellen wurden zuletzt am 04.06.2024 aufgerufen
*Artikel zeigt zum Teil die eigene Meinung und hat keinen Anspruch auf Objektivität, manche Passagen sind bewusst überspitzt dargestellt
*Es geht nicht um inhaltliche Werte der Parteien, sondern um die mediale Strategie für den Wahlkampf

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