Sind die Aktionen der Klimaaktivist:innen, z.B. das Kleben an Denkmäler oder das Lahmlegen von Verkehrsknotenpunkten sinnvolle Maßnahmen, um den Klimawandel zu bekämpfen?
JA, ABER: Was verändert sich durch die Maßnahmen? – Verzichten dadurch mehr Menschen auf das Auto? kauft man weniger Plastikprodukte?…
Dieser Frage gehe ich in diesem Kommentar auf den Grund. Die Forderung der „Letzten Generation“ nach mehr Klimaschutz ist natürlich absolut berechtigt. Dennoch könnten die Aktivisten mit ihren Aktionen eher für Unmut und Gegenaktionen sorgen. Einige Städte wie Hannover haben in jüngster Zeit sogar einen Pakt mit den „Klimaklebern“ geschlossen, um größere Aktionen in den Innenstädten zu unterbinden.
Auch nennen viele Bürger die „Letze Generation“ Klima-Extremisten. Man spricht von einem/r Klima-Extremist/in, sobald eine Person ihr Ziel, auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, mit extremen Maßnahmen ausführt. Ein Klimaaktivist jedoch ist eine Person, die z.B. auf Demos geht, um dort auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Jemand, der absichtlich Stau verursacht oder sich an bestimmte wertvolle Merkmale festklebt, der ist „nervig“ und hält auf.
Wenn man diese Einstellung hat, ist es praktisch, denn dann muss man sich mit dem Anliegen nicht auseinandersetzen und kann es an sich vorbei ziehen lassen.
Doch sollte man den Namen der Klimaaktivisten betrachten: „Letze Generation“. Sie sind die letzte Generation, die dem Klimawandel noch etwas entgegensetzen kann, sagen sie. Man kann dies natürlich schlecht finden, jedoch sind ihre Ziele, wie gegen die Erderwärmung aktiver vorzugehen, global notwendig. Im Vergleich zum Zeitraum von 1980 bis 1999 wird bis zum Ende des 21. Jahrhunderts von einem Anstieg des Meeresspiegels für ein niedrigeres Szenario zwischen 18 und 59 Zentimetern und für ein höheres Szenario zwischen 26 und 59 Zentimetern ausgegangen. Genau diese Statistik zeigt, dass der Klimawandel weit fortgeschritten ist und wir mit unserem Lebenswandel nicht mehr so weitermachen können.
Doch die Klimakrise droht in der letzten Zeit angesichts der vielen anderen Krisen in der öffentlichen Wahrnehmung unwichtiger zu werden. Und man kann durchaus zu dem Schluss kommen, dass es nicht mehr reicht, auf den Dom zu gehen, Flyer zu verteilen und ein Plakat hochzuhalten. Dies wird akzeptiert, bringt aber niemanden mehr zum Umdenken. Manchmal muss es halt richtig nerven, damit der ein oder andere vielleicht doch noch zum Nach- und Umdenken angeregt wird. Das ist in einer Demokratie erlaubt und muss ausgehalten werden.
Aber so berechtigt das Anliegen ist, manche Aktionen der Klimaaktivisten muss man kritisch hinterfragen. Denn diese sorgen mittlerweile mit ihren sehr großen Aktionen für so viel Aufregung, dass sie ihrem Ziel, den Klimawandel wieder stärker in den Vordergrund zu rücken, eher schaden als nutzen. Den Rahmen eines Kunstwerks zu beschädigen, wird vermutlich kaum einen Museumsbesucher dazu bringen, das nächste Mal mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zu kommen. Und Straßen zu blockieren, ist keine Option mehr, wenn dadurch Menschenleben gefährdet werden und die Autofahrer nicht zum Nachdenken gebracht werden, sondern ihnen ein stressiger Tag droht. Bei besonders großem Widerstand, beispielsweise wenn Aktivisten sich an der Straße festgeklebt haben und abgelöst werden müssen, handelt es sich zudem um eine Ordnungswidrigkeit (nicht, wie von manchen behauptet eine Straftat), für die es laut Polizei im Einzelfall zu einer Geldstrafe von 241 Euro kommen kann.
Die Aufregung über die Klimakrise ist vollkommen verständlich, jedoch gibt es niemandem das Recht, seine Mitmenschen zu gefährden. Außerdem sorgt das Kleben auf die Straße für großen Unmut gegen die „Letze Generation“ und nicht dafür, dass die Schüler:innen nächstes Mal mit dem Fahrrad zur Schule fahren anstatt mit dem Elterntaxi. Mehr (positive) Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen, ginge z.B. über virale Videos auf TikTok oder Instagram, um die Menschen zu sensibilisieren und ihnen klar zu machen, wo wir gerade stehen und wie weit der Klimawandel bereits fortgeschritten ist. Auch sollte man keine gefährdenden Aktionen durchführen, sondern einen Weg finden, anders auf sich aufmerksam zu machen oder vielleicht mal Alternativen und konstruktive Lösungen vorzuschlagen, anstatt nur Forderungen zu formulieren.
Ein Kommentar von Felix, WPK 9