Klimakommentar: Après-Schnee statt Après-Ski?

Schneekanonen: Fluch oder Segen?Ein Kommentar von Greta, WPK 9

Foto: GrR

Im Bundesland Bayern haben am gestrigen Montag die einwöchigen Winterferien begonnen. Viele bayerische Familien nutzen die Woche traditionell, um in den umliegenden Bergregionen Ski zu fahren. Und nicht nur im Süden Deutschlands ist Ski- oder Snowboardfahren sehr beliebt, auch aus dem Norden fahren viele Touristen – so wie meine Familie und ich – bis in den April hinein in den Süden, um auf den Pisten Spaß zu haben. Doch wie viel natürlicher Schnee liegt überhaupt noch, wenn die Außentemperaturen seit dem vergangenen Wochenende vielerorts in Bayern und Österreich – auch in höheren Lagen – zwischen 8 und 15 Grad tagsüber liegen und es auch nachts kaum noch friert? Von ausbleibendem Schneefall ganz zu schweigen…

Aufgrund des Klimawandels und der generellen Schneeknappheit werden immer häufiger sogenannte „Schneekanonen“ eingesetzt, um die Skigebiete weiterhin als Skigebiete nutzen, den Skitourismus am Leben erhalten und die Wintersportwettbewerbe stattfinden lassen zu können. Diese Beschneiungsanlagen sind riesige Maschinen, die viel Energie benötigen sowie große Mengen Wasser verbrauchen. Daher stellen sich viele Politiker und viele Personen aus dem FIS (Welt–Skiverband) die Frage, ob Schneekanonen aufgrund der Folgen und Auswirkungen auf das Klima verboten werden sollten. Doch wie funktioniert nun so eine Beschneiungsanlage und welche Auswirkungen hat diese auf die Umwelt? Durch ein schmales langes Rohr (die Schneelanze), welches an dem Fuß der Schneekanonen befestigt ist, wird ein Gemisch aus Wasser und Luft mit Gas durch Drüsen, die im Kopf der Anlage sitzen, fein und eiskalt auf die Piste geblasen. Dabei benötigt die Schneekanone bei ca. 10.000 Quadratmetern pro Saison etwa 3.000.000 Liter Wasser und ca. 18.000 Kilowattstunden Energie. Darüber hinaus ist der Einsatz solcher Anlagen für die Betreiber extrem kostenintensiv.

Julian Schütter ist 24 Jahre alt, Klimaaktivist und gleichzeitig Ski-Alpin-Slalom-Abfahrt-Fahrer. Obwohl er ein sehr großer Fan des Ski-Sports ist, sei es unverantwortlich, in so einer Krise nicht an die Umwelt zu denken und den Klimawandel zu fördern, indem man die Schneekanonen zu oft benutze. Außerdem sollte der FIS darauf verzichten, Rennen zu genehmigen, die beispielsweise in Saudi–Arabien oder Quatar stattfinden, wo aufgrund der hohen Temperaturen noch mehr Energie benötigt wird, um die Indoor-Pisten betreiben zu können. Man müsse so gut wie es geht, den Klimawandel bekämpfen, damit in den wenigen noch jetzt schneesicheren Gebieten der Schnee nicht ganz verloren gehe und man in naher Zukunft überhaupt noch Ski–Sport treiben könne.

Die Aussage Schütters ist damit eine sehr direkte Antwort an den FIS-Vorsitzenden Johan Eliasch, denn dieser sagte kürzlich, es sei gar kein Problem, die Ski-Wettkämpfe in Ländern wie Saudi–Arabien oder Quatar stattfinden zu lassen, Hauptsache, man könne weiterhin Wintersport treiben und gucken.

Für die Beschneiung in den Bergregionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz spricht jedoch der Erhalt des Ski-Tourismus, der in vielen Orten die wichtigste Einnahmequelle ist. Durch ihn können viele Anwohner auch in den Wintermonaten gutes Geld verdienen. Ein weiterer Punkt für das Beschneien ist, dass Ski als Freizeitsport für Familien erhalten bleibt. Außerdem darf man auch nicht vergessen, dass viele auf Skisport spezialisierte Unternehmen wie der Schnee ums Überleben kämpfen und viele Menschen beschäftigen, deren Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Andererseits lässt der enorme Wasser- und Energieverbrauch, der durch Schneekanonen verursacht wird, am Sinn von deren Einsatz zweifeln. Vor allem weil die negativen Folgen wie Umweltschäden und der Klimawandel uns alle betreffen, nicht nur in den Bergen.

Trotzdem sollte das Beschneien nicht pauschal verboten werden, sondern nur an den Stellen stattfinden dürfen, wo man den Schnee wirklich benötigt und wo die Anlagen ressourcenfreundlich, zum Beispiel mit Ökostrom, betrieben werden können. So könnte man Wasser und Energie sparen und müsste das Skifahren nicht sofort komplett aufgeben. Außerdem blieben auch erst einmal Arbeitsplätze im Skitourismus erhalten. Indem man das Beschneien gezielt einsetzt, nimmt man mehr Rücksicht auf Umwelt und Klima und genießt durch die Reduzierung den Wintersport vielleicht etwas bewusster als bislang. Auch ich werde dieses tun, nachdem ich mich mit dem Thema befasst habe, und jeden Tag Wintersport, den ich noch ausüben kann, wertschätzen. Denn den Wintersport so wie er heute ist, wird es sicher schon bald nicht mehr geben…

Wintersportanlage Garmisch-Partenkirchen Anfang November 2022; Foto: VOE

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