Wo waren LÜN und PRZ?

Während wir SuS Frau Lünsmann und Herrn Przibilla im Unterricht in der ersten Woche nach den Herbstferien (natürlich) schmerzlich vermisst haben, haben die beiden im Rahmen einer Erasmus+-Mobilität eine Schule in Helsinki besucht, um sich das finnische Schulsystem einmal genauer anzusehen. Wir haben sie für euch zu ihren Erfahrungen befragt:

ES Magazin: Ihr Besuch in Finnland war im Rahmen eines Erasmus+-JobShadowing – wie sind Sie darauf gekommen?

LÜN: Das ist richtig. Frau Vollmer-Eicken hat uns angesprochen, ob wir Lust hätten, an einem JobShadowing-Programm teilzunehmen. Daraufhin haben wir uns mit dem Erasmus Plus Programm auseinandergesetzt. Schnell war klar, dass wir uns gerne andere europäische Schulen angucken wollen. Die Woche in Finnland hat uns viele Perspektiven eröffnet, die wir gerne mit der Eichenschule teilen wollen. Auf diesem Weg würden wir uns auch noch einmal gerne bei Frau Vollmer-Eicken bedanken, die für die Erasmus-Organisation zuständig ist.

ES Magazin: Konnten Sie sich ihr Ziel aussuchen, wenn ja: warum wollten Sie nach Finnland?

LÜN: Da das nordeuropäische Schulsystem immer wieder positiv betrachtet wird und auch die SuS in den Pisa-Studien gut abschneiden, lag der Fokus auf einem dieser Länder. Da wir beide am wenigsten Bezugspunkte zu Finnland hatten, war es schnell klar: Es sollte Finnland werden. 

ES Magazin: Hatten Sie bestimmte Erwartungen, bevor Sie nach Finnland gereist sind, wenn ja: welche?

PRZ: Ich hatte die Erwartung, auf Methoden zu treffen, die zeigen, wie digitale Medien mehrwertbringend im Unterricht eigesetzt werden können. Besonders gespannt war ich auf den Physikunterricht, den ich leider nur einmal besuchen konnte.

ES Magazin: Was war die größte Überraschung für Sie?

PRZ: Die größte Überraschung für uns beide war es, wie wenig Aufmerksamkeit die Schüler:innen dem Unterricht teilweise schenkten und auf der anderen Seite, wie wenige diese Aufmerksamkeit von den Lehrer:innen eingefordert wurde.

ES Magazin: Worin bestanden die größten Unterschiede im Unterricht?

PRZ: Der Unterricht, den wir besuchen konnten, war stark lehrkraftzentriert, sodass die Schüler:innen kaum dazu angehalten wurden, am Unterrichtsgespräch teilzunehmen. 

LÜN: Hinzu kommt der Aufbau der Oberstufe hinsichtlich des Kurssystems, bei dem wir jedoch viele Vorteile gesehen haben. Jedes Schuljahr ist in fünf Perioden eingeteilt. Am Ende jeder Periode steht in den gewählten Kursen eine Prüfung und dann ein Kurswechsel an.

ES Magazin: Was können wir von den Finnen lernen, was wir vielleicht auch an der Eichenschule umsetzen können oder vielleicht auch sollten?

LÜN: Im Bereich der Nachhaltigkeit sehen wir noch Potential. Gesundes Essen und Trinkwasser wird allen Schüler:innen in Finnland ermöglicht. Genauso wird ein großer Wert auf eine richtige Mülltrennung gelegt. Wir waren auch sehr angetan von der Platznutzung auf den Gängen, die viele Arbeitsplätze für Gruppen- und Einzelarbeiten außerhalb der Klassenräume geboten haben.

ES Magazin: Und was können die Finnen von uns lernen?

PRZ und LÜN: Im Gespräch mit Kolleg:innen der finnischen Schule kam heraus, dass die Nutzung der Handys (freie Nutzung) und der verpflichtenden Laptops im Unterricht in der Lehrerschaft gespalten gesehen wird. Auf der einen Seite steht das Argument, dass die Schüler:innen der Oberstufe für sich selbst verantwortlich sind. Wenn sie lieber mit dem Handy oder Laptop spielen als sich dem Unterricht zuwenden, sei das ihre freie Entscheidung. Auf der anderen Seite gibt es die Kolleg:innen, die gerne mehr Kontrolle über die Nutzung der Laptops (ähnlich dem System Classroom an der ES) hätten und eine Einschränkung der Handynutzung im Gebäude begrüßen würden. Wenn wir da an unsere Schüler:innen denken, sind wir froh, sie auf ihrem Weg zum verantwortungsbewussten Umgang mit Tablet und Handy unterstützen können.

ES Magazin: Mit welchem Schulsystem könnten Sie besser lernen und warum?

PRZ: Ich bin froh, dass ich in unserem Schulsystem lernen konnte, allerdings haben viele finnische Schüler:innen gesagt, einige mit familiären Verbindungen nach Deutschland, dass sie froh über ihr Schulsystem sind, das deutsche System sei so steif und förmlich.

LÜN: Ich denke auch, dass beide Systeme ihre Vor- und Nachteile haben. Ich favorisiere auch das deutsche Schulsystem, denke aber, dass sich gerade die staatliche Unterstützung im Bildungssystem noch etwas am finnischen System orientieren darf.

ES Magazin: Welche Vor- und Nachteile hat die Anrede mit Vornamen ihrer Meinung nach? Verschwimmt dadurch nicht das professionelle Verhältnis?

PRZ: Meiner Meinung nach ist es egal, ob gegenseitig gesiezt wird, nur die Lehrkraft gesiezt wird oder alle beim Vornamen angesprochen werden. Es liegt immer am Verhältnis der Lehrkraft zu den Schüler:innen. Dieses Verhältnis kann auch in einem Kurs, in dem Lehrkraft und Schüler:innen sich gegenseitig Siezen enger und gemeinschaftlicher sein, als eines, in dem sich alle beim Vornamen ansprechen. 

LÜN: Ich denke, dass das Siezen seine Vorteile besonders in Bezug auf die Professionalität hat. Wenn ich mich an meine Schulzeit zurückerinnere, hätte ich mir das schon seltsam vorgestellt, meine Lehrkräfte beim Vornamen anzusprechen. 

ES Magazin: Könnten Sie sich vorstellen in Zukunft mal im Ausland zu unterrichten oder sind Sie froh, wieder in Scheeßel zu sein?

PRZ: Beides. Ich habe in Helsinki tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, wie es wäre, in der Schule zu unterrichten und ich glaube, dass mir auch dieses Erlebnis viel Spaß bereiten würde.

LÜN: Generell schon. Ich denke, dass man durch das Reisen und Kennenlernen unterschiedlicher Kulturen sehr viel für das eigene Leben lernen kann. Gleichzeitig ist es schön, wieder zuhause zu sein. Wir fühlen uns doch sehr wohl an der Eichenschule:-)

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