Fundstücke aus der Eichenschule #5c

Mein ausgesuchter Gegenstand ist eine Statue aus Stein. Sie steht inmitten von einer großen Vielfalt Pflanzen, junge Bäume, Büsche und Wucherpflanzen. Die Statue ist auch schon eingewachsen und auf den ersten Blick wird sie zwischen all den Pflanzen auch übersehen und man läuft vorbei. Die Statue ist grau, es ist nicht klar, ob das die Ursprungsfarbe war, denn inzwischen ist sie von Moos bewachsen und total befleckt. Vielleicht hatte sie ursprünglich mal Farbe, die ist dann aber schon längst abgeblättert. Die Statue soll einen kleinen, alten, dicken Mann darstellen. Er ist obenrum nicht bekleidet, untenrum kann man nicht genau erkennen weil er so von den Pflanzen bewachsen ist. Er hat ein freundliches, aber eingefallenes Gesicht, er lächelt und hat die Augen geschlossen. Er hat weder Haare noch Bart oder Augenbrauen.

Und erneut war wieder die Zeit gekommen. Die Kinder und Teenager kamen in das Gebäude, welches alle „Schule“ nannten, mit eher weniger begeisterten Gesichtsausdrücken. Jeden Tag lief es so ab. Ich hörte Fahrradklingeln, rufende Leute und Busse die heranrollten. Niemand beachtete mich. Alle waren zu sehr beschäftigt mit ihren eigenen Gedanken. Die meisten wussten nichtmal, dass ich überhaupt hier war. Aber mir war das nur Recht. Ich sollte mich wirklich bei den Pflanzen bedanken, dass sie mich hier so verstecken. So fühlte ich mich einfach wohler. Sonst würde ich noch wie der Clown enden, der ein paar Meter entfernt von mir auf der kleinen Wiese vor einer Hecke lag, genau im Zentrum aller Blicke. Wenn die Schüler warten mussten, ließen sie sich einfach auf ihm nieder. Wiederum auf mir nicht, denn ich saß genau vor dem Schuleingang in einem Beet, zu meinem Glück. Manchmal beachteten mich die neuen Fünftklässler, die auf ihrer Tour waren, um die Schule zu erkunden, aber für alle anderen war ich völlig irrelevant. Aber während sie alle arbeiteten oder eben in die Schule gehen mussten, war es meine Aufgabe den ganzen Tag hier rumzusitzen und hübsch auszusehen. Selbst wenn ich gehen könnte, warum sollte ich? So wie es war, war es viel „chilliger“ wie die Kinder heutzutage sagten. Ich weiss noch, wo ich hier hingesetzt wurde, da gab es noch kaum Pflanzen hier. Vor wie vielen Jahren das war, keine Ahnung. Manche dachten vielleicht, mein endloses Leben hier wäre langweilig, aber ich konnte mich immer mit den Pflanzen unterhalten und es war ganz schön amüsant, jeden Tag die Menschen zu sehen, wie sie sich aufregten oder ihnen Sachen runterfielen, oder manchmal ihren Konversationen zu lauschen, jeden Tag war etwas anderes Los.

Veröffentlicht von Marie

:)

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