In der Pandemie, die nun ins dritte Jahr geht, verbrachten wir alle viel Zeit zu Hause. Viele Menschen nahmen das zum Anlass, sich ein Haustier zuzulegen. Bei den Deutschen war das beliebteste Tier laut Statista im Jahr 2020 die Katze, ca. 15,7 Millionen Katzen lebten in deutschen Haushalten. Auch Hunde sind bei uns Deutschen sehr beliebt. 2020 gab es ca. 10,7 Millionen Hunde in den deutschen Haushalten. Im Jahr 2021 hat sich laut Statista an den Lieblingstieren der Deutschen nichts geändert, weiterhin zählen Katzen und Hunde zu den beliebtesten Haustieren der Deutschen. Wie ist es diesen Tieren nun während der Pandemie ergangen?
Betrachten wir die Hunde etwas genauer: Viele Hunde, die während der Pandemie gekauft wurden, wurden oft gar nicht oder nur sehr schlecht ausgebildet, da die Hundeschulen oftmals über einen längeren Zeitraum geschlossen bleiben mussten. Wer Hunde kennt, weiß, dass diese aber eine gewisse Ausbildung brauchen, damit die Besitzer sich auf sie verlassen und die Hunde auf die Allgemeinheit losgelassen werden können. Unerfahrene Hundehalter kamen seit Pandemiebeginn oftmals nicht mit ihren Hunden zurecht und können ihre neuen Lieblinge nur schwer kontrollieren.
Darüber hinaus hatten manche Hundezüchter teilweise keine Hunde mehr, da viele Menschen Hunde kauften. Dadurch kamen viele Menschen, die keine Hunde von einem seriösen Züchter abbekommen hatten, auf die Idee, im Internet zu kaufen. Dadurch nahm der illegale Welpenhandel zu. Welpen, die illegal gehandelt werden, haben jedoch oftmals nicht alle nötigen Impfungen etc. und erkranken somit viel schneller. Das kann traurig und teuer für die motivierten neuen Tierbesitzer ausgehen.
Jedoch gibt es einen weiteren Haken an der Haustieranschaffung in der Pandemie: Jetzt, wo sich die Pandemie langsam abgeschwächt, werden viele Tiere in Tierheimen abgegeben, da die Besitzer wieder normal arbeiten gehen und keine Zeit mehr für ihre Haustiere haben. In manchen Tierheimen Niedersachsens wurden auch vermehrt trächtige Katzen abgegeben, was zu einer sehr hohen Anzahl an Kätzchen führte. Jedoch konnten diese während der Pandemie nur mit Terminen verkauft werden, was etwas länger dauert als normalerweise. Auch Kleintiere wie Kaninchen wurden während der Pandemie vermehrt in Tierheimen abgegeben. Zum Beispiel wurden im Tierheim in Nürnberg 30 Kaninchen auf einmal abgegeben, da die unerfahrenen Besitzer zwei unkastrierte Kaninchen zusammen gehalten hatten.
Die Tierheime kommen durch diese Flut teilweise in finanzielle Schwierigkeiten, da all diese Tiere natürlich auch versorgt werden müssen. Viele Tierheime sind allerdings auf Spenden von Helfern angewiesen, da sie sonst nicht alles, was die Tiere brauchen, bezahlen können. Oftmals gehen auch freiwillige Helfer mit den Hunden Gassi, da die Pfleger dafür keine Zeit finden, da sie mit all den Tieren viel zu tun haben. Die Tierpfleger machen oftmals Überstunden, um alle Tiere versorgen zu können.
Zusätzlich zu den Tieren, die von ihren Besitzern in Tierheimen abgegeben werden, werden ebenfalls die Welpen, die illegal verkauft werden sollten, was aber vielfach von der Polizei gestoppt wurde, in Tierheime gebracht. Dadurch müssen die Tierpfleger teilweise mitten in der Nacht aufstehen um die Tiere entgegen zu nehmen und sich um sie zu kümmern. Das sprengt oftmals die Kapazitäten der Tierheime.
All dies führt dazu, dass manche Tierheime bereits Aufnahmestopps verhängen, da sie keinen Platz mehr haben. Das gab es in den Jahren vor der Pandemie fast nie.
Das Tierheim in Bremen hat aber eine Möglichkeit gefunden, wie Tiere nicht ins Tierheim müssen. Das Tierheim hat ein schwarzes Brett, worüber man sich mit anderen Leuten in Kontakt setzen kann, die ein Tier abgebender aufnehmen wollen. Das heißt, es findet ein direkter Austausch statt und vielen Tieren bleibt ein sowieso schon überfülltes Tierheim erspart.
Das Tierheim in Rotenburg verspürte während der Pandemie eine erhöhte Nachfrage, vor allem bei Katzen. Diese Nachfrage war teilweise so hoch, dass es eine Warteliste gab. Außerdem gab es deutlich weniger Spenden für das Tierheim, so die Vorsitzende Silke Wingen. Viele der Menschen, die das Tierheim kontaktierten, um ein Haustier zu kaufen gaben an, aus dem Umland, also Hamburg oder Bremen zu kommen, was, laut Wingen unüblich sei. Jetzt wo man wieder mit dem Flugzeug reisen dürfe, werden viele der in der Pandemie gekauften Tiere wieder abgegeben. Das merkte man auch im Tierheim Rotenburg.
Zusammenfassend kann man sagen, dass viele Menschen in der Pandemie Zeit gefunden haben, um sich um ein Haustier zu kümmern, aber jetzt, wo das Homeoffice langsam wieder nachlässt, merken sie, dass ihnen die Zeit für ein Haustier doch fehlt. Aus genau diesem Grund sollte man es sich vorher gut überlegen, ob man sich ein Haustier anschaffen sollte und nicht einfach blind eines kaufen, um das man sich nach kurzer Zeit nicht mehr kümmern kann oder will. Auch wenn wir es oft vergessen: nicht nur die Menschen bauen Beziehungen zu ihren Tieren auf, sondern auch Haustiere zu ihren Menschen.