Wie Kakao-Konzerne Kinder in Afrika ausbeuten
Die meisten von euch hatten heute vielleicht einen gefüllten Stiefel vor der Tür. Wenn man kurz nachdenkt, was da alles drin war, fällt einem zuerst eines ein – Schokolade. Niemand von uns kann behaupten, dass wir beim Anblick der Schokolade heute morgen ein schlechtes Gewissen hatten. Ganz im Gegenteil: Wir haben uns alle gefreut und vielleicht das ein oder andere Stück Schokolade schon verputzt. Dabei wären schlechtes Gewissen und Schuldgefühle das, was wir eigentlich fühlen sollten.
Die Deutschen essen pro Kopf jährlich 9,71 Kilogramm Schokolade. Ein Großteil dieser Schokoladenprodukte wird mit Kakao einiger Großkonzerne hergestellt: Kraft, Ferrero, Mars oder Nestle. Die Weltkonzerne kaufen meist in afrikanischen Entwicklungsländern von großen Plantagen, auf denen kleine einheimische Firmen Kakaobohnen anpflanzen, die dann an die Produktionen der Großkonzerne oder andere Produktionsfirmen für Schokolade oder schokoladenhaltige Produkte für wenig Geld verkauft werden – nur damit unsere Schokolade günstig ist.
Ein Drittel des weltweiten Kakaos kommt aus der Elfenbeinküste in Nord-West-Afrika. Während die Kakao-Konzerne gezielt in ihrer Werbung Kinder mit besten Marketing-Tricks ansprechen, müssen unter anderem in der Elfenbeinküste Kinder allen Alters die Kakaobohnen mühsam für uns ernten. Dieses wichtige Detail verschweigen die Konzerne in der Werbung jedoch gerne.
In Deutschland wurde die Sklaverei 1815 und 1839 die Kinderarbeit verboten. Spricht man BürgerInnen darauf an, unterstützen sie diese Verbote, fast ohne Ausnahmen. Dennoch nehmen wir in Kauf jeden Tag Schokolade zu essen, die durch Kinderarbeit hergestellt wurde, wobei gleichzeitig auch noch sklavenähnliche Zustände herrschen und wir Kunden unterstützen dies durch unseren Kauf.
Allein auf den Plantagen in Ghana und der Elfenbeinküste arbeiten mehr als zwei Millionen Kinder – die jüngsten sind gerade einmal fünf Jahre alt. Die meisten von ihnen werden von Menschenhändlern auch aus den Nachbarstaaten an die Plantagenbetreiber verkauft, die keine andere Wahl haben, als auf das Angebot einzugehen, da der Großkonzern sie zu bestimmten Liefermengen verpflichtet hat und kaum andere Arbeitende für die schwere körperliche Arbeit auf den Plantagen wegen zu hoher Löhne gefunden werden können. Beim Verkauf der eigenen Kinder werden der Familie falsche Versprechungen einer aussichtsreichen Zukunft gemacht, um die Familien zu überzeugen. Jedoch haben die Kinder nach dem Verkauf keine Chance auf Bildung und somit später ein Leben ohne Armut.
Ein Kind kostet die Plantagenbetreiber ungefähr 230€, wobei der größte Teil davon sogar nur die Anreisekosten sind, und nach der Zahlung kann man mit dem Kind wortwörtlich machen, was man will. Die Kinder erleiden größte Qualen und werden auch für ihre schwere Arbeit nicht entlohnt.
Der Tag der Kinder auf den Kakao-Plantagen beginnt früh am morgen und geht bis zum späten Abend. Schon in ihrem jungen Alter zerstören die Kinder ihren Körper durch das Schleppen der schweren Kakao-Schoten und verletzen sich mit den scharfen Macheten, mit denen die Bohnen aus den Schoten gelöst werden. Hinzu kommen noch Pestizide, die bei den Kindern auf Dauer Migräne auslösen.
Auch wenn die Situation der Kinder auf den Plantagen irgendwo aussichtslos scheint, da auch die Großkonzerne, für die die Kinder Kakaobohnen ernten, nicht viel tun, kann man das als Konsument tun. Es gibt reichlich Schokolade mit Fairtrade -Siegeln, auch wenn die gewohnte und geliebte Schokolade vielleicht nicht dabei ist. Aber die ehrliche Hilfe für die Kinder auf der Plantage bedeutet Verzicht oder besser gesagt: Umstellung und vielleicht höhere Preise zu bezahlen. Beispiele für solche Siegel gegen Kinderarbeit sind „Rainforest Alliance“ und „Utz certified“. Diese Siegel enthalten ein Verbot von Kinderarbeit und werden unabhängig kontrolliert. Zudem kann man in Welt- oder Bio-Läden einkaufen.
Paula und Marika