Formel 1 2020: Fahrer-Review #3

Alexander Albon (Red Bull):

Dies war die 2. Saison in der höchsten Klasse des Motorsports für den jungen Thailänder. Im zweitstärksten Auto konnte Albon jedoch nie seinen Ansprüchen gerecht werden. Neben Teamkollege Max Verstappen sah Albon manchmal aus wie ein Fiat Multipla neben einem Chevrolet Camaro. Nach einem DNF im ersten Rennen der Saison, hatte Albon sein erstes Podium so gut wie sicher, doch Lewis Hamilton drehte den 24-Jährigen. Der Traum vom Podium zerplatzte. Es folgten Platzierungen in den Punkten, jedoch mit weitem Abstand hinter der Spitzengruppe um Teamkollege Max Verstappen. Red Bull erwartete laut Teamchef Christian Horner, dass beide Autos an der Spitze dicht beieinander fahren.

Doch in Mugello (Italien) war es dann endlich soweit. Albon wurde Dritter und holte sich nach einem starken konstanten Rennen sein verdientes Podium. Der bisherige Höhepunkt seiner Karriere. Der Tiefpunkt für Albon kam jedoch kurz darauf beim Rennen in Deutschland, als sein Team ihn nach nicht einmal 30 Runden in die Box holte, weil keine Punkte in Aussicht standen und man, so wurde es jedenfalls von Ralf Schumacher vermutet, „Material schonen wollte“. Passend zu diesem verkorksten Rennen lautete Albons Spruch: „They race me so hard !“ Es folgten zwei weitere Rennen ohne Punktplatzierung und ein sehr bitteres Rennen in der Türkei. Laut R. Schumacher hätte Albon von allen die größten Chancen gehabt, das Spektakel im Regne Istanbuls für sich zu entscheiden, gerade weil die Konkurrenz Fehler gemacht hatte oder 2/3 Sekunden zurücklag. Albon fuhr eine schnelle Runde nach der nächsten, bis er sich drehte und nur Siebter wurde. Sein zweites Podium folgte erst in Bahrain: Auch dank eines Motorschadens von Sergio Perez wurde er Dritter, gemeinsam auf dem Podium mit seinem Teamkollegen Max Verstappen auf Rang 2. Beim Sakhir Gran Prix wurde Albin dann Sechster, jedoch lagen vor ihm nur Autos, die im Vergleich zu seinem deutlich „schlechter“ waren. Ein altbekannter Spruch unserer F1-Gruppe ist: „Wenn ein Mercedes versagt, dann muss ein Red Bull das ausnutzen und gewinnen“. Albon tat dies nicht. So war es letztendlich kein Wunder, dass man ihn als Fahrer ersetzte. Albon wird deshalb in der kommenden Saison nur noch Ersatzfahrer bei Red Bull sein und gleichzeitig in der DTM an den Start gehen.

Saisonbewertung: 5/10

George Russell (Williams Racing/ Mercedes):

„Der talentierteste Fahrer, der jemals der Tore von Williams durchschritten hatte“, so äußerte sich Ex-CEO Claire Williams über den 23-Jahre alten Briten. Und mit diesem Spruch stellte sie ganz nebenbei mehrere Weltmeister wie Nigel Mansell, Alain Prost oder den großen Ayrton Senna in den Schatten von George Russell. 2020 war Russells zweite Saison in der Formel 1. Sein Ziel? Endlich mal einen Punkt zu holen, da ihm dies 2019 nicht ein einziges mal gelungen war. Doch neue Jahre bringen bekanntlich neue Hoffnungen mit sich.

Der Williams war auch 2020 eine pure Enttäuschung. Nach starken Qualifying Sessions, in denen Russell es oft in das Q2 schaffte, folgte ein sehr schwaches Rennen. Dies lag aber nicht an Russell selbst, sondern an dem Auto. Es konnte zwar eine schnelle Runde fahren, war aber nicht konstant genug, weshalb es für Russel oft nicht für Q2 reichte. (Nur zur Erklärung: Das Qualifying ist in drei Teile unterteilt: Q1, Q2 und Q3. Einfach gesagt, fliegen fünf Fahrer in Q1 und Q2 raus, damit der Verkehr auf der Strecke geringer wird.) Nach diversen Platzierungen unterhalb von Platz 15 in den ersten Rennen, folgte jedoch ein Lichtblick für Russel in Silverstone, sein Heimrennen. Er beendete das Rennen auf Platz 12. Doch die Euphorie hielt nur kurz, es folgten erneut schwache Platzierungen, bei denen Russell zwar alles aus dem Wagen herausholte, jedoch nicht über Platz 16. hinauskam. Bis er am 13. September 2020 in Italien beim Großen Preis der Toskana den elften Platz errang. Eine gute Leistung, jedoch waren nur noch 12 Autos im Rennen gewesen. Auf den Williams war in der vergangenen Saison einfach kein Verlass. In einem Rennen lag es für Rüssel zur Ausnahme nicht an dem Auto. Beim Großen Preis der Emilia-Romagna lag Russell auf dem zehnten Platz, welches seine ersten Punkte in der Fahrerwertung bedeutet hätte. Jedoch verlor Russel ausgerechnet hinter dem Saftey Car die Kontrolle über seinen Williams und schied aus. Nach einem enttäuschenden Rennen im Regen von Istanbul (Platz 16) und einem etwas besseren in Bahrain (Platz 12), passierte etwas Unglaubliches.

Da Hamilton an Corona erkrankte, benötigte Mercedes kurzfristig einen Fahrer. Man einigte sich auf den F2-Weltmeister von 2018 und Mitglied des Mercedes AMG Junior Programms, George Russell. Dieser sollte im Shakir Gran Prix fahren. Obwohl Russell zu groß für den Mercedes war, der auf Lewis Hamilton (174cm) angepasst war, gelang es Russell (185cm), im Training zu begeistern. Im Qualifying hatte er jedoch das Nachsehen und wurde nur Zweiter hinter Valtteri Bottas mit einem Abstand von 0.026 Sekunden (1,5m), sehr vorbildlich. Jedoch war es auch das erste und bis jetzt letzte Mal, dass Russells Teamkollege schneller war als er. Nicholas Latifi gelang dies im Williams mit weitem Abstand nie, ein Zeichen für Russels Fähigkeiten.

Das Rennen selbst sollte zu einem Desaster werden. Nachdem sich Russell direkt am Start die Führung geschnappt und mit großem Abstand in Führung gelegen hatte, stockte allen F1-Fans, die es mit Russell hielten, der Atem, als der Brite angab: „I think I am losing power“, welches sich jedoch als falsch herausstellte. Nach über 59 Runden in Führung (entspricht etwa 209,03 Km) verlor Jack Aitken, der Russell im Williams ersetzte, die Kontrolle und seinen Frontflügel, ein Saftey Car wurde ausgerufen. Russell fuhr an die Box, doch die Mercedes Crew machte einen gravierenden Fehler. Sie mischten die Reifensets von Bottas und Russell, sodass Russell direkt nochmal an die Box musste. Er war nun nicht mehr Erster, sondern nur Sechster. Ein wahres Paradoxon, sein eigenes Team ruinierte sein Rennen. Russell stürmte los, überholte Bottas spektakulär und war nach wenigen Runden Zweiter, hatte einen Lücke von fünf Sekunden zu schließen, nach zwei weiteren Runden waren es dann noch drei Sekunden, dann zwei Sekunden… dann musste Russell erneut an die Box, aufgrund eines Reifens, der nach und nach Luft verlor. Damit endeten die Hoffnungen auf einen Podiumsplatz von George Russell in Shakir. In den acht weiteren Runden schaffte es Russell jedoch von Platz 16 auf Platz neun zu fahren. Er holte knapp 12 Sekunden auf und hielt am Ende die schnellste Runde und seine ersten drei WM-Punkte. Allerdings saß der Schmerz über die vertane Chance tief. Dem schnellsten Mann auf der Strecke wurde vom Schicksal ein mieser Streich gespielt. Im unspektakulären Rennen in Abu Dhabi fuhr Russel wieder für Williams, für dessen Team er auch 2021 an den Start geht. Wer weiß, was dann kommt. Ich sehe ihn 2022 bei Mercedes. Bewertung: 8.5/10

Danke an Jan Willenbrock aus meiner Klasse, der mir bei der Recherche zu George Russell geholfen hat.

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