Wem die Namen Thomas „Tommy“ Shelby, Arthur Shelby oder auch Alfie Solomons etwas sagen, der hat wahrscheinlich die Netflix (eigentlich BBC Two) Serie „Peaky Blinders“, die 2013 mit der 1.Staffel startete und mittlerweile 42 Folgen und 5 Staffeln umfasst, gesehen. Diese Rezension richtet sich jedoch an all die anderen, denen diese Namen und das charakteristische Intro-Lied „Red right Hand“ nichts sagen.
Was ist „Peaky Blinders“ überhaupt für eine Serie und worum geht es?
Bei „Peaky Blinders“ handelt es sich um eine in England produzierte Dramaserie des englischen Senders BBC Two. Die Handlung ist am Anfang des 20. Jahrhunderts, in den frühen 20er Jahren angesiedelt und spielt in den Vierteln der Unterschicht in der Industriestadt Birmingham. Im Fokus der Serie stehen organisierte Kriminalität und Bandenkonflikte, aber natürlich auch „Familie“ und Liebe. Eines der besonderen Merkmale der Serie ist der Bezug zur Realität. So ist die Kulisse z.B. sehr gut umgesetzt, denn auch in Realität strotzte es in dieser Zeit in Birmingham geradezu vor Straßenbanden, Eisenöfen und korrupten Polizisten. Sogar die „Peaky Blinders“ (zu deutsch: Scheuklappen) gab es wirklich, wenn auch zu Ende des 19. Jahrhunderts und mit viel weniger Macht. Die Familie Shelby, die im Zentrum der Serie steht, existierte nicht, die Peaky Blinders bestanden ursprünglich aus einer Gruppe junger Männer und Frauen um die 20. Allerdings gab einige der Hauptrivalen der Familie Shelby wirklich, wenn auch oft nur der Name stimmt und die Figuren sehr eigenständig dargestellt werden. Die bis jetzt erschienenen fünf Staffeln handeln von dem Aufstieg der Familie Shelby von kleinen Raufbolden bis hin zu einer der mächtigsten Gangs des Vereinten Königreiches. Auf dem Weg werden sie es jedoch mit vielen Rivalen, wie beispielsweise der amerikanischen Mafia, und der Justiz zu tun bekommen, was ihnen viele Probleme beschert.
Doch was macht „Peaky Blinders“ zu einer besonders guten, überragenden Serie? Wie gelingt es einer Serie ohne echte Sympathieträger, Menschen ein ganzes Wochenende auf der Couch festzuhalten?
Einerseits ist es die sehr spannende und packende Handlung, die durch Wendungen und eine schnelle, aber detaillierte Erzählweise unweigerlich zum Binge-Watching der Serie führt. Andererseits ist es der überzeugende Cast, der durch gut besetzte Rollen und den Austausch von Nebenrollen (wie Tom Hardy als Alfie Solomons) sowohl für Abwechslung als auch für einen Wiedererkennungseffekt sorgt. Besonders die Hauptrolle Thomas Shelby wurde mit Cilian Murphy (Batman: The dark Knight) sehr gut besetzt und ein passender Schauspieler gewählt. Die Charaktere werden nachvollziehbar entwickelt, gerade weil man als Zuschauer*in sehr viel Anteil an den psychischen Zuständen, Emotionen und innerfamiliären Konflikten nehmen kann. Man baut eine echte Beziehung zu den Figuren auf, leidet und fiebert mit, was der Serie eine persönliche Note gibt. Diese Merkmale, gepaart mit dem teils fiktiven, teils realen Hintergrund, bringen einen schon nach zwei Folgen dazu, die Serie zu lieben. Kleine Schwächen in der Handlungslogik und die zum Teil krassen Gewaltdarstellungen (oder die minimalen Anklänge an GoT: Am Ende jede Staffel stirbt eine Hauptfigur!) schmälern die Qualität nur wenig. Man könnte es als negativ ansehen, dass die Serie keinen Sympathieträger aufweist, jedoch macht es die Serie auf eine Weise interessant, denn man erwischt sich dabei, wie man Sympathie zu gewaltsamen Schwerverbrechern aufbaut.
Das Fazit ist, die Serie „Peaky Blinders“ ist ein echter Serienhit und Geheimtipp! Nur für die Menschen, die mit dem Rauchen oder Trinken aufhören wollen, könnte die Serie gefährlich werden (oder beim Entzug helfen). Insgesamt bekommt die Serie 4 von 5 Sternen.
Eine Filmrezension von Magnus