Ein Thema, das uns nun schon etwas länger in Atem hält und auch in Zukunft noch für einige Probleme sorgen wird, wie viele Wissenschaftler voraussagen: die Corona-Pandemie. Sobald man die Nachrichten einschaltet, wird man mit Zahlen, Fakten und Problemen der Corona-Krise überschüttet. Selten stechen andere Themen hervor. Die Zahlen steigen, aber Fakt ist, dass ein zweiter kompletter Lockdown aus wirtschaftlichen Gründen kaum möglich ist. Bereits das Herunterfahren von Gastronomie und Freizeitaktivitäten, der sogenannte „Lockdown Light“, sorgte erneut für existenzielle Sorgen, dies ist allgemein bekannt. Doch stehen eigentlich alle als Verlierer da? Gibt es nicht auch Profitierende?
Die WK CONSULT-Gruppe aus Hamburg kann ganz klar als einer der Gewinner der aktuellen Lage bezeichnet werden. Die Firma beschäftigt hauptsächlich Bauingenieur*innen und plant bzw. prüft Infrastrukturbauvorhaben wie z. B. Brücken, Schleusen und andere Wasserbauwerke. Da sie zu dem Zeitpunkt des Corona-Ausbruches bereits in Digitalisierung investiert hatte, gab es für sie kaum Probleme und Aufträge konnten wie gewohnt ausgeführt werden, im Gegensatz zu ihren Konkurrenten, die sich erst mit Digitalisierung beschäftigten, als die ersten Beschränkungen bereits in Kraft getreten waren. Dieser Vorteil führte auch dazu, dass viele Kunden sich dafür entschieden, ihre Aufträge an „WK CONSULT“ zu geben, um Ziele auch innerhalb ihres Zeitplans ohne Schwierigkeiten verwirklichen zu können. Mehr Aufträge heißt logischerweise auch mehr Arbeit. Aber ist das nun eigentlich positiv oder negativ?
„80% positiv, 20% negativ“, lautete die Antwort von Karsten Holste, einem der drei geschäftsführenden Gesellschafter von WK CONSULT. Größtenteils seien die Veränderungen positiv gewesen. Corona zwingt Kunden, die vorher persönliche Treffen bevorzugten, zu digitalen Konferenzen, was zu produktiverem Arbeiten beitrage. Durch digitale Konferenzen könne viel Zeit gespart werden und unnötige Treffen würden gänzlich vermieden. Einer der negativen Aspekte sei, dass mehr Überstunden, vor allem im IT-Bereich, gemacht werden müssen, so Holste. Aber verglichen mit dem Positiven sei dies ein leicht hinzunehmender Nachteil.
In der Finanzbranche sieht das etwas anders aus. Es treten zwar die gleichen Vor- und Nachteile wie bei „WK CONSULT“ auf: mehr Arbeit, mehr digitales Arbeiten; aber auch mehr Überstunden. Allerdings kommt noch mehr Negatives dazu. Steuerberater gehören zur sogenannten „Schlüsselbranche“, das heißt, sie müssen von der Regierung hervorgerufene Corona-Hilfsprogramme, die zudem ständig erneuert werden, für ihre Mandanten bearbeiten und überprüfen, ob diese überhaupt in Anspruch genommen werden können.
Beim Steuerberater „Peters & Kollegen“ aus Scheeßel sind zwar nur 15% aller Mandanten von Corona betroffen und müssen beispielsweise Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter beantragen, allerdings steckt darin, auch zukünftig, noch viel Arbeit. Alle Mandaten, die ein Hilfsprogramm in Anspruch genommen hatten, sind verpflichtet, im nächsten Jahr eine Steuererklärung abzugeben. Außerdem muss überprüft werden, ob eventuell etwas von dem Geld zurückgezahlt werden muss. Das bedeutet viel zusätzliche Arbeit für die Angestellten von Peters & Kollegen deren Kapazitätsgrenzen nun bald erreicht sind. Bereits jetzt mussten schon etliche Überstunden gemacht werden, um die Abgabefrist der Einkommenssteuer (fällig am 11.11.) einzuhalten. Insgesamt kann mal also sagen, dass die Steuerberater nicht als Verlierer der aktuellen Lage dastehen, aber allzu positiv sind die Veränderungen auch nicht zu beurteilen.
Also, alle Verlierer? Nein. Nur weil oft über die negativen Seiten von Corona berichtet wird, heißt das nicht, dass es keine Gewinner gibt. Manchmal werden sie einfach übersehen.
Marika & Paula