Der Re-Start in der Bundesliga: Topp oder Flopp? – ein Kommentar von Jannes Rathjen

Leere Tribünen, fehlende Fangesänge, Trainer und Spieler, die lautstark Kommandos brüllen…

Nun ja, ich muss zugeben, dass ich mich zunächst an den „neuen“ Fußball nach dem Re-Start im Mai gewöhnen musste. Auswechselspieler und Betreuer mit Masken, Corona-Tests vor jedem Spiel, Balljungen, die Bälle desinfizieren müssen, das alles gehört meiner Meinung nach nicht zum Fußball und sollte auch nicht zu dessen Normalität werden. Anfangs war ich sehr unentschlossen, ob ich den Re-Start befürworten oder kritisieren soll.

Endlich wieder Fußball!? Andererseits wurden die Spieler mehrmals getestet, obwohl diese Tests anderswo genauso, vielleicht dringender benötigt wurden. Das Argument von Karl-Heinz Rummenigge: „Wir wollen ja auch nur unserer Arbeit nachgehen“, kann ich nicht nachvollziehen. Andere Leute wollen das auch und verdienen nicht trotz Verzicht mehrere Millionen. Klar, es gab viele Diskussionen. Doch ist nun der Re-Start gelungen oder wurde er verkorkst?

Ich würde sagen: beides. Es konnte wieder Fußball gespielt werden und die Zahl der Infektionen war sehr gering. Fast alle Spieler hielten sich an die von der DFL vorgeschriebenen Richtlinien. Ich hatte das Konzept der DFL grundsätzlich sehr positiv aufgenommen, sowohl in der 1. Bundesliga als auch in der 2. Bundesliga. Deutschland ging als Paradebeispiel voran, alle Top-Ligen in den Nachbarländern schauten auf die Bundesliga. So kann nun überall wieder Fußball gespielt werden, auch in Ländern, die extrem stark betroffen waren, nämlich Spanien und Italien. Gut gemacht DFL!

Doch wo Gutes ist, ist auch Schlechtes. Nicht alle Mannschaften hatten die gleichen Wettbewerbsbedingungen: in diesem Fall der FC Saarbrücken, Dynamo Dresden sowie sämtliche Vereine aus der 3. Liga. Im Fall des FC Saarbrücken, der in der Regionalliga spielt, wurde die Regionalliga abgebrochen. Saarbrücken stand aber im DFB-Pokal Halbfinale und spielte dort gegen Leverkusen. Leverkusen war zu diesem Zeitpunkt im Spielrhythmus und für Saarbrücken, als Regionalligisten, war das Pokalspiel das erste Spiel seit der Aussetzung der Liga. Gerechte Wettbewerbsbedingungen, abgesehen von der Ligazugehörigkeit, sind das meiner Meinung nach nicht. Ähnlich verhält es sich in der 3. Liga: Der Start der Liga wurde verkündet, jedoch hatten einige Bundesländer noch nicht gestattet, den Spielbetrieb wiederaufzunehmen. Genau dasselbe Problem wie im Fall Saarbrücken.

Doch wohl am Schlimmsten traf es den Traditionsklub SG Dynamo Dresden. Nach der Umsetzung der Maßnahmen wurden Spieler von Dynamo positiv auf das Virus getestet, folglich begab sich die komplette Mannschaft in Quarantäne. So verpasste die SGD mehrere Spiele. Um aber trotzdem zeitgleich mit den restlichen Mannschaften die Saison beenden zu können, musste Dresden die verbleibenden Spiele im drei-Tages-Rhythmus absolvieren. Für eine Mannschaft wie Dresden, die nicht den größten Kader besitzt, unmöglich erfolgreich zu bewältigen. Trainer Markus Kauczinski musste pro Spiel fünf Mal in der Startaufstellung wechseln. Man muss kein Fußball-Experte sein, um zu wissen, dass man so nie eine eingespielte Elf auf dem Rasen hat. So kam es, wie es kommen musste: Dresden stieg ab. Kapitän Chris Löwe fand dazu klare Worte: „ Die (Bezug auf die DFL), sitzen da in ihren 5.000 Euro teuren Bürostühlen und entscheiden über unseren Köpfen hinweg und wir müssen den ganzen ve*****ten Sch*** hier ausbaden.“

Genau dies spiegelt auch mein Fazit über den Re-Start wieder. Grundsätzlich finde ich ihn in der 1.Bundesliga und 2. Bundesliga, mit kleinen Ausnahmen wie oben genannt, recht gelungen. Deutschland ist als Vorbild für die Top-Ligen Europas vorangegangen. Doch leider sehe ich auch viele Nacheile, insbesondere für kleine Teams, die 3. Liga und die Regionalliga, da meiner Meinung nach keine gleichen Wettbewerbsbedingungen für alle Mannschaften vorhanden waren. Bleibt nur zu hoffen, dass es so etwas nicht noch einmal geben wird.

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