Ein herzliches Moin nun einmal auf diesem Wege von uns Schülersprechern!
Da uns die Kommunikation mit euch durch Covid-19 leider erheblich erschwert wurde, möchten wir diese tolle Plattform in den kommenden Wochen dafür nutzen, euch einen Einblick in unsere Arbeit zu geben. Diese von nun an wöchentlich erscheinende Kolumne wird gefüllt sein mit Rückblicken auf vergangene Projekte, Ausblicken auf (hoffentlich) noch ausstehende Aktionen und natürlich allem Weiteren, das ihr von uns wissen solltet.
Den ersten Beitrag widmen wir einem Thema, das uns ganz besonders auf dem Herzen liegt. Wir haben es uns auf die Fahnen geschrieben, das Label „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ wieder aufleben zu lassen. Da wir unsere drei geplanten Aktionen diesbezüglich glücklicherweise bereits vor Corona durchgeführt haben, konnten wir dieses Versprechen auch halten.
Gerne erinnern wir uns an das tolle Gastspiel vom Theater Metronom „NIEMAND heißt Elise“ für die 5. Und 6. Klassen am 20.02.20, an das inspirierende Konzert der Zollhausboys am 21.02.20 und an das von uns organisierte und moderierte Zeitzeugengespräch mit dem Jahrgang 9 und 10. Wir hoffen sehr, dass euch diese Aktionen genauso gut gefallen haben wie uns und dass ihr auch etwas davon mitnehmen konntet. Denn tatsächlich ist genau dies der Grund für diese Veranstaltungen gewesen: Ihr solltet ein wenig zum Nachdenken angeregt werden (und etwas Spaß haben natürlich auch).
Ganz egal ob die von den Nazis ausgehende, rassistisch begründete Verfolgung und Vernichtung bestimmter Bevölkerungsgruppen, Elise, die nicht in ihrer Heimat bleiben konnte, oder die geflüchteten Syrer von den Zollhausboys, die ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben. All diese Menschen haben etwas gemeinsam: Sie haben Rassismus erlebt.
Im Angesicht der momentanen Proteste rund um „Blacklivesmatter“ aufgrund des polizeilich verschuldeten Todes von George Floyd möchten wir hier noch einmal kundtun, wie sehr dieser Vorfall all unseren Prinzipien von Solidarität, Gleichheit und Gerechtigkeit widerspricht. Umso wichtiger ist es, dass wir uns intensiv mit dem Thema Rassismus beschäftigen, als Schule, aber auch als Privatpersonen. Denn dass ein Schwarzer Opfer von Gewalt weißer Polizisten in den USA geworden ist, ist leider kein Einzelfall, sondern reiht sich in eine Kette ähnlicher solcher Fälle ein. Auch sind die USA nicht der einzige Ort, wo Rassismus existiert.
Natürlich zählen nicht nur die Leben von Schwarzen sondern generell alle Leben auf dieser Welt, doch will „Blacklivesmatter“ darauf aufmerksam machen, dass das Leben von Schwarzen einfach mehr bedroht ist, als das der Weißen. Eben durch rassistisch motivierte Polizeigewalt oder durch allgemeine Nachteile im Leben, die einzig in der Hautfarbe begründet sind.
Wir hoffen sehr, dass jedem von uns bewusst ist, dass jeder Mensch gleich viel Wert ist und auch jeder gleich behandelt werden muss. Auch gehen wir nicht davon aus, dass hier jemand mit Gewalt versucht, seine rassistischen Ansichten auszuleben. Im Gegenteil: In den letzten Jahren haben wir den Eindruck gewonnen, dass wir an unserer Schule einen sehr respektvollen Umgang miteinander pflegen. Darum möchten wir über den sogenannten unterbewussten Rassismus sprechen, der für uns alle wahrscheinlich deutlich relevanter ist.
Unterbewusst meint nämlich, dass wir gar nicht rassistisch denken oder handeln wollen, sondern es versehentlich bzw. unwissentlich einfach tun. Dazu gehört zum Beispiel die Denkweise, dass nur weiße Menschen in Deutschland ihre Heimat haben. Eine nicht böse gemeinte Frage wie „Woher kommst du?“ ist in diesem Fall schon rassistisch. Sie impliziert nämlich augenblicklich, dass diese Person aufgrund ihrer Hautfarbe nicht Deutsch sein kann, obwohl natürlich schwarze Menschen genauso Deutsch sein können wie weiße. Für die betroffene Person kann dies sehr verletzend sein, da ihr ihre Heimat und Identität aberkannt wird.
Als letztes noch ein paar Wörtchen zum Weissein. Weiße Menschen genießen sogenannte White Privileges ohne vielleicht zu wissen, dass es sie überhaupt gibt. Falls du noch nie etwas von diesen Privilegien gehört hast, dann google dies doch bitte einfach mal und setze dich ein wenig genauer damit auseinander.
Für diesen Beitrag kurz erklärt bedeuten White Privileges, dass weiße Menschen eben bestimmte Privilegien genießen, die schwarze (aber auch alle anderen Gruppen) nicht genießen. Das fängt schon bei scheinbar so banalen Dingen an, wie sorglos mit der Polizei zu reden.
Oder jemanden anzusprechen ohne gefragt zu werden, woher du kommst.
Oder nicht unhöflich oder aufdringlich zu wirken, wenn politische Probleme angesprochen werden.
Oder nicht für alle anderen Weißen auf dieser Welt verantwortlich gemacht zu werden.
Oder dass Leute nicht erstaunt gucken, wenn du dich sehr gut ausdrücken kannst.
Oder wenn man neben dem Lebenslauf ein Bild platziert ohne zu fürchten, dass man den Arbeitsplatz deshalb vielleicht nicht bekommt.
Nur weil man diese Privilegien genießt, heißt das nicht, dass man ein Rassist oder ein böser Mensch ist. Als einzelner kann man ja nichts dafür, wie das System aufgebaut ist und dass es überhaupt zu solchen Privilegien gekommen ist. Wichtig ist nur, dass man als Weißer weiß, dass es White Privileges gibt und was sie sind. Denn wenn wir uns damit beschäftigen, können wir in unserem Denken und Handeln bewusst dagegen vorgehen. Das könnte so aussehen:
Im Bus wird nur ein schwarzer Mann nach der Fahrkarte gefragt. Du weißt nun, dass dies in Vorurteilen begründet ist und du das Privileg genießt, nicht kontrolliert zu werden. Deshalb wendest du dich vielleicht an den Schaffner und fragst, warum er deine Fahrkarte denn nicht sehen möchte.
Mit Dingen wie den White Privileges konfrontiert zu werden, ist kein Vorwurf oder eine Anschuldigung, sondern ein aufklärender Hinweis. Denn Rassismus hat sich gerade im Laufe der Jahre zu einem nicht so leicht verständlichen und komplexen Thema entwickelt, das man erst einmal durchschauen muss, um zu verstehen was genau das eigentlich ist.