Grüße aus dem Homeoffice – Tag 11: Lehreredition 3 von H. Jüchter

Beschäftigung in der selbstgewählten Hausquarantäne
Überall hört und sieht man den Ratschlag: Bleibt zu Hause! Galt man vor 14 Tagen noch als absoluter Sonderling, weil man lieber seine Zeit zu Hause auf dem Sofa, als mit Freunden verbracht hat, so ist man jetzt der Held der Nation. Selbst auf Instagram findet sich der Hashtag #wirbleibenzuhause oder das englische Pendant #Istayhomefor. Wie immer werden Prominente oder solche, die sich für prominent halten, medial in Szene gesetzt, um vor allem die junge Generation zu motivieren, zu Hause zu bleiben.

Doch was soll man zu Hause eigentlich machen? Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Natürlich könnte ich putzen oder aufräumen oder in den Garten gehen. Nun ja, vielleicht sollte ich die Möglichkeiten noch etwas filtern, denn es sollte auch Spaß machen. Viele finden Entspannung im Garten, bei mir ist es eher so, dass ich hoffe nichts aus Versehen zu zerstören, denn so viel steht fest, einen grünen Daumen habe ich nicht.

Ich entschließe mich also das einzig Sinnvolle zu tun und digitalisiere alle meine CDs. Ja, diese kleinen, runden, silberfarbigen Dinger, die früher einmal cool waren. Warum ich dies tue? Eigentlich hatte ich mir das schon lange vorgenommen, aber wie das Leben so spielt, hat man dafür nie wirklich Zeit. Außerdem möchte ich gerne im Auto die volle Vielfalt meiner Musik genießen können.

Erst im Oktober wurde ich von einem befreundeten, amerikanischen Ehepaar mehr oder weniger ausgelacht, weil sie bei mir im Auto CDs gefunden haben. So etwas hätten sie seit langer Zeit nicht mehr gesehen und sie selber wüssten auch gar nicht, ob sie noch CDs hätten. Natürlich hat auch mein Auto eine Bluetooth Verbindung und ich könnte den ganzen Tag auf die allgemein bekannten Musikportale zugreifen, aber ich wohne in Scheeßel…die Internetverbindung hier ist bisweilen etwas frustrierend. Ist euch schon einmal aufgefallen, dass es eine Kreuzung in Scheeßel gibt, an der sogar das Radio Aussetzer hat? Ja, da wo jetzt bald der neue Combi Markt gebaut wird, bei der Eisdiele, da hört man ein kurzes Rauschen.

„Lade dir die Musik doch einfach aufs Handy!“, werden jetzt viele denken, aber worin besteht der Unterschied zwischen aufs Handy laden oder auf einen USB-Stick laden? Außerdem haben meine CDs so noch einen Sinn. Ich könnte sie alle wegschmeißen, das bringe ich aber nicht über Herz. Vor vielen Jahren habe ich dafür schließlich mal Geld ausgegeben und außerdem werde ich beim Durchgucken meiner CDs ein bisschen nostalgisch. Während sich die Musik nun zum zweiten Tag in Folge weiter auf meinen PC lädt, merke ich, dass fast alle CDs aus den späten 90ern oder den frühen 2000ern stammen. Das war die Hochzeit meines Musikkonsums und meiner CD-Käufe, denn auch ich kaufe mir heute keine mehr (bin doch nicht von gestern).

Ab und zu muss ich ein wenig Schmunzeln, denn ein Roter Faden zieht sich nicht durch meine Musiksammlung. Im Regal stehen neben „Linking Park“ und den „Red Hot Chilli Peppers“ auch „R.E.M.“ und „Elton John“, ach und natürlich dürfen die „Backstreet Boys“ nicht fehlen. Es gibt auch eher unbekannte Interpreten, wie „A“ oder „TipTop“. Meine persönlichen Highlights sind allerdings die Kompilationen, die sich über die Jahre angesammelt haben, zu nennen sind hier: „I like the 90’s“, „Top of the Pops 98“ oder mein persönliches Highlight „Bravo Hits 11“. Ich weiß noch, das war eine meiner ersten CDs, damit hat also alles angefangen. Vor zwei Wochen habe ich im Lehrerzimmer eine CD „Bravo Hits 82“ gefunden, schon da musste ich etwas lachen, denn anscheinend verkauft sich diese Kompilation noch immer. Hier sei noch ein kurzer Aufruf an meine Kolleginnen und Kollegen, denn soweit ich weiß, sucht die einsame CD im Lehrerzimmer noch immer ihren Besitzer. Sie müsste noch auf dem Schrank unter den Bildschirmen liegen.

Unbeirrt rattert der PC weiter und lädt und lädt und ich komme nicht umhin mich zu fragen (kleine Hommage an Carry Bradshaw) wann und warum habe ich aufgehört, mich für die neuen Tendenzen der Gegenwartsmusik zu interessieren. Ich denke darauf kann ich nur mit den Worten meiner bereits verstorbenen Oma antworten: „Diese neuartige Musik ist Krach in meinen Ohren!“.

Veröffentlicht von Drea Voe

Lehrerin an der Eichenschule in Scheeßel

Ein Kommentar zu “Grüße aus dem Homeoffice – Tag 11: Lehreredition 3 von H. Jüchter

  1. Liebe Henrike, Du kaufst keine CDs mehr? Denk an die alte Indianer-Prophezeiung: „Erst wenn die letzte cloud sich in Luft aufgelöst hat, die letzte Festplatte gehackt wurde und virenzerfressen ist, der letzte USB-Stick gelöscht oder von der Putzfrau entsorgt wurde, werdet Ihr merken, dass man MP3-Dateien nicht in einen CD-Player schieben kann!“
    Grüße aus der vordigitalen Steinzeit, John

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