„Einmal Begrüßungsgeld ist in der Summe doch ein bisschen wenig.“
eine zwar nicht ernstgemeinte Aussage eines sächsischen Kabarettisten Olaf Schubert, welche in gewisser Weise einen wahren Kern besitzt. Diese Aussage wurde während einer heute-show Sendung zum Anlass „30 Jahre Einheit“ getätigt. Diesen Mangel an Investitionen in Wirtschaft und Infrastruktur im Osten, hier humorvoll verpackt, findet man vor allem in der „Zone“ überhaupt nicht lustig, vielerorts, vor allem auf dem Land im Osten Deutschlands. Hier greift folgender kausaler Zusammenhang: „Mein Bus wird gestrichen? Dann wähl ich halt AfD, um den Politikern in Berlin ordentlich eins auszuwischen!“. Aber woher kommt der zugegebenermaßen absolut nicht zu verleugnende Unterschied zwischen Ost und West überhaupt?
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in 4 Besatzungszonen aufgeteilt. Während die Westmächte schnell die Bundesrepublik Deutschland aufbauten, baute die Sowjetunion in ihrer Besatzungszone ab – und zwar alles, was nicht niet- und nagelfest war. Später wurde der Ostteil Deutschlands zu einer sozialistischen Diktatur – zur DDR.
Die BRD hatte das Wirtschaftswunder, die soziale Marktwirtschaft und eine der größten Wirtschaftsleistungen der Welt. Die DDR hatte die schlecht funktionierende soziale Planwirtschaft und Schulden. Schulden, vor allem beim westlichen Ausland sowie der BRD.
Nach der friedlichen Revolution 1989 und der daraus resultierenden Annexion der DDR durch die BRD waren diese Schulden getilgt. Was jedoch nicht getilgt war und immer noch nicht vollständig ist, sind wirtschaftliche und strukturelle Unterschiede.
Und irgendetwas muss bei der Integration doch schief gelaufen sein. Hierbei scheiden sich mehr oder weniger die Geister. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl wollte unbedingt die schnelle wirtschaftliche Angleichung. Hierfür wurde die DDR-Mark 1:1 in die D-Mark umgetauscht – was völlig unrealistisch war. Des Weiteren wurden 300 Milliarden D-Mark in die Sanierung ostdeutscher Fabriken und Betriebe investiert. Dies war durchaus eine gute Idee, jedoch wurde sie (vorsichtig ausgedrückt) durchwachsen durchgeführt. Investoren wurden mit Geld unterstützt, wenn sie Betriebe kauften. Jedoch wurden die allermeisten direkt geschlossen, die Arbeiter entlassen und wieder verkauft. Das ganze endete damit, dass ein Großteil der Betriebe einfach aufgelöst wurde und Millionen arbeitslos wurden. Daraus resultierte eine große Abwanderungswelle in Richtung Westen. Soviel zum geschichtlichen Hintergrund.
Doch was könnte man zum jetzigen Zeitpunkt tun, um das Kunststück der Angleichung zu vollführen? Man müsste dem Osten Deutschlands eine echte Chance geben und in die Wirtschaft investieren. Außerdem muss man es erreichen, dass sich die Menschen mehr beachtet fühlen, indem man, um zu unserem Beispiel zurück zu kommen in die Infrastruktur investiert, damit keine weiteren Busse gestrichen werden, sondern neue eingesetzt werden.
Natürlich ist dies nicht einfach zu erreichen, sondern ein großer Brocken Arbeit für die nächsten Jahrzehnte und Generationen von Politikern.
Doch bevor das realisierbar ist, muss die Mauer auch in den Köpfen der Menschen fallen. Es muss endlich damit aufgehört werden, sowohl bei Berichterstattung, als auch in der Politik Unterschiede innerhalb Deutschlands an Ost- und Westdeutschland zu erklären. Natürlich braucht der Osten Deutschlands weiterhin Hilfe vom Westen, aber das Ganze breitzutreten und immer wieder zu betonen schließt die 30 Jahre alte Wunde nicht, im Gegenteil es öffnet sie weiter.
Es muss etwas getan werden, um auch einem eingefleischten Wessi bewusst zu machen, dass der Osten der Osten Deutschlands ist und nicht die „Zone“, für die man gefühlt noch ein Visum braucht, um einzureisen.
Wie währe es denn mit einer groß angelegten PR Kampagne von der Politik, mit der man dann eventuell auch Wähler vom rechten Rand wegbekommt?
Sebastian Mogck